Frau Chapman, Herr Nicola, viele Theaterleute, mit denen ich in Deutschland gesprochen habe, wissen nicht viel über das derzeitige Theater in den Vereinigten Staaten. Wie würden Sie die Szene beschreiben? Und wie positioniert sich der New York Theatre Workshop in diesem Kontext?
Linda S. Chapman: Wenn ich etwas über den New York Theatre Workshop sagen müsste, wäre es, dass wir ein Kunsttheater sind. Eines der letzten! Dem ursprünglichen Auftrag, kommerziell unabhängig zu sein, folgen nur noch wenige gemeinnützige Institutionen wie Theater, Museen, Büchereien, fast alle haben die Seite gewechselt. Bei uns hingegen steht die Kunst im Vordergrund, weswegen wir auch Künstler bei der Entstehung ihrer Arbeiten unterstützen. Manche werden von uns für die Öffentlichkeit produziert, aber der Fokus liegt tatsächlich erst einmal auf der künstlerischen Förderung. Das ist etwas Besonderes. Es gibt zwar in den USA Institutionen wie das von Robert Redford gegründete Sundance-Institut für Dramatiker und Drehbuchautoren sowie das O’Neill Centre für Dramatik, aber kaum Theater, die beides betreiben: produzieren und fördern.
James C. Nicola: Ein weiterer Aspekt, der uns von anderen Theatern abhebt, ist, dass wir internationale Beziehungen pflegen. Die meisten amerikanischen Theater sind sehr verschlossen und ängstlich, aber das ist typisch amerikanisch. Amerikaner wollen nicht über den...