Aktuell: in nachbars garten
Hörspiel: Die Maske der Menschheit
von Gerwig Epkes
Erschienen in: Theater der Zeit: Robert Wilson: Göttliche Monster (03/2014)
Rita kämpft sich durch den niedergebrannten, rot glühenden Wald. Sie ist aus einem der evakuierten Dörfer nahe dem explodierten Kernkraftwerk geflohen. Die Bevölkerung wurde nicht darüber informiert, dass das Gelände verstrahlt ist. Rita will lediglich liegen gebliebene Wagen und Militärgerät ausschlachten, um zu etwas Geld zu kommen. Sie trifft Pjotr, den Vater ihres Kindes, der sich als freiwilliger Helfer gemeldet hatte. Beide versuchen, ihr Kind zu retten, das schon Anzeichen von Zersetzung zeigt. Und nicht nur ihr Kind, auch sie selbst sind bereits gezeichnet. Stéphanie Marchais gelang mit Roter Wald eine eindrückliche Kritik daran, wie menschenverachtend so mancher Staat mit der unberechenbaren Atomenergie umgeht.
Eines der wohl gigantischsten Theaterstücke ist Die letzten Tage der Menschheit von Karl Kraus. Ein Stück als Reaktion auf den Ersten Weltkrieg. Es werden keine Kriegsszenen auf die Bühne gestellt, es geht vielmehr um das Verhalten der Menschen, die am Krieg nicht direkt teilnehmen, über den Krieg ohne Mitgefühl schwadronieren und die schließlich Geschäfte machen, sich am Krieg bereichern wollen. Dieses Verhalten brandmarkt Kraus als den eigentlichen Gräuel des Krieges. Das Stück reißt der Menschheit die Maske herunter. Am Schluss sagt Gott: „Ich habe es nicht gewollt.“
Da lässt ein Vater seine Tochter opfern, eine Ehefrau...