8. Kapitel
Erschienen in: Die Rampe oder An der Lethe wachsen keine Bäume (06/2013)
Kramer liest den Bericht über den Ausbruch der jungen Männer. Mit dem Ausbruch hatte er nicht gerechnet, wohl aber die miese Stimmung während des Festes wahrgenommen. Er erinnert sich, dass einer sagte, sie wären Gefangene, obwohl sie mit den Maßnahmen im Dorf nichts zu tun hätten. Ein anderer sprach sogar von Geiselhaft, kreuzte die Hände und hielt sie sich dann vor das Gesicht. Dann lachten sie höhnisch. Inzwischen sind die Jugendlichen wieder im Dorf. Kramer hatte darauf bestanden, damit sie für den Ausbruch nicht noch belohnt würden.
Der Ministerialdirigent wird ihm in seinem ironischen gefärbten Tonfall unterstellen, Kramer sei nicht Herr der Lage gewesen, um den Zwischenfall zu verhindern. Mit Zwischenfällen ist immer zu rechnen. Ich muss jetzt die Zügel noch fester in die Hand nehmen, denkt er.
Das Wetter ändert sich. Der Wind trägt Salzgeruch vom Meer heran; man kann ihn schmecken. Am Himmel treiben Wolkengespinste wie Chiffon, der an den Rändern zerschlissen ist.
Die Männer haben sich gut vorbereitet, um einen neuen Versuch zu unternehmen.
Sie haben Löcher gebohrt und die Pfosten einbetoniert. Die Gitter rechts und links sind ein Meter fünfzig hoch mit vertikal verlaufenden Stangen, um bei Bedarf von außen mit Knüppeln zu stoßen und zu...