Theater der Zeit

»Wenn der Preis der Revolution die Revolution ist«

Illegitime Gewalt in Heiner Müllers Mauser

von Christian Meyer

Erschienen in: Recherchen 154: Klassengesellschaft reloaded und das Ende der menschlichen Gattung – Fragen an Heiner Müller (01/2021)

Hinführung

Mauser, so sagt Heiner Müller, »geschrieben 1970 als drittes Stück einer Versuchsreihe, deren erstes PHILOKTET, das zweite DER HORATIER, setzt voraus / kritisiert Brechts Lehrstücktheorie und Praxis.«1 Ein zentrales Feld der Auseinandersetzung mit Brechts Lehrstücken ist dabei die Frage, unter welchen Umständen es gerechtfertigt ist, das Individuum einer kollektiven revolutionären Praxis zu opfern. Meine These ist, dass in Mauser eine Situation entworfen wird, in der das Opfer des Individuums und ein Gutteil der als revolutionär deklarierten Gewalt illegitim sind. Zu diesem Ergebnis gelange ich, indem ich die Lehrstücke als Kontrastmittel verwende.

In den Lehrstücken wird eine Auffassung des Verhältnisses zwischen Individuum und Kollektiv entwickelt, die Gewalt vonseiten des Kollektivs und gegen das Individuum unter bestimmten Voraussetzungen rechtfertigt. Diese Kriterien könnte man folgendermaßen formulieren: Erstens muss die revolutionäre Praxis, der das Individuum geopfert wird, effektiv sein, das heißt, eine realistische Aussicht auf eine positive Veränderung der Wirklichkeit haben. Eine rein prinzipiell motivierte Gewalt gegen das Individuum darf es in den Lehrstücken nicht geben. Zweitens muss zwischen Individuum und Kollektiv ein gegenseitiges Verhältnis der Verbindlichkeit bestehen. Die Integration des Individuums in das Kollektiv muss in den Lehrstücken für die Einzelnen selbstermächtigend wirken. Es zeigt sich, dass das Opfer des...

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