Theater der Zeit

Auftritt

Potsdam: Am Himmel kein Blau

Hans Otto Theater: „Geschichten aus dem Wiener Wald“ von Ödön von Horváth. Regie Alexander Nerlich, Ausstattung Wolfgang Menardi und Sebastian Thiele

von Lena Schneider

Erschienen in: Theater der Zeit: Hasta la vista – Bierbichler, Fiebach, Kuttner, Quiñones, Vanackere. Ein Brennpunkt zur Neubesetzung der Berliner Volksbühne (06/2015)

Assoziationen: Hans Otto Theater

Der Wiener Wald hängt schief, und er ist zu grün. Der Wiener Wald ist ein Prospekt. Für die Picknickgesellschaft, die sich hier niederlässt, ist das nicht weiter schlimm, sie hat ihn eigenhändig heruntergekurbelt, den Wiener Wald. Zumal sie dazu ein richtig falsches Birkenwäldchen geboten bekommt, in den Bühnenboden gesteckt, als wären es Geburtstagskerzen. Kein Geburtstag, eine Verlobung wird gefeiert: die der fleißigen Marianne mit dem Fleischer Oskar. Dass die Verlobte den Verlobten nicht liebt, ist auch nicht weiter schlimm. Denn erstens fragt sowieso keiner danach. Und zweitens bringt Oskar das nötige Kapital mit, um das Geschäft von Mariannes Vater, „die Puppenklinik“, am Laufen zu halten.

Generell gilt: Man sieht hier in allem und allen nur, was man sehen will. Und das ist, denn wir sind bei Horváth, vor allem das eigene Fortkommen. In der Inszenierung von Alexander Nerlich hängt der Wiener Wald zudem nicht irgendwo. Wolfgang Menardi hat einen ordentlich abgeranzten Varietésaal als Bühnenraum gebaut, in dem die Zeiten sich überlappen: Mittig steht eine Bühne, an den Wänden neben- und übereinander Operettenzitate, Wortfetzen in Frakturschrift und Graffiti. Das soll wohl zeigen, dass Regie und Ausstattung das Entstehungsdatum des Stückes registriert (1931) und den Text („Morgen gibts wieder einen Krieg! Krieg...

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