Schauspiel funktioniert über das, was man nicht kann
Veit Schubert (Berlin) im Gespräch mit Bernd Stegemann
von Bernd Stegemann und Veit Schubert
Erschienen in: Lektionen 4: Schauspielen Ausbildung (12/2010)
Veit Schubert (Berlin) im Gespräch mit Bernd Stegemann
Das ist ja eine rätselhafte Sache, so ein Szenenstudium. Theater zu Ausbildungszwecken scheint auf den ersten Blick ein ungewöhnliches Theater zu sein. Wie macht man das? Wie fängst du ein neues Szenenstudium an?
Der Unterschied zwischen einem Szenenstudium und einer Inszenierung ist, dass man in der Schule aus einem Theaterstück nur ein oder zwei Szenen macht und trotzdem möchte, dass sich die Geschichte erzählt. Und weil das Studenten sind und man natürlich nicht damit rechnen kann, dass allzu viel von selber kommt, muss man sehr lange suchen. Und dann schafft man ein oder zwei Szenen in sechs Wochen und arbeitet dadurch unter Umständen sehr viel genauer, als es die Probenzeit am Theater zulässt. Wenn man am Theater arbeitet, steht am Anfang oft eine konzeptionelle Überlegung des Regisseurs, die ein Ensemble mit bestimmten Dingen konfrontiert. Von ihm wird erwartet, dass er genau weiß, was erzählt werden soll. Er hat dann die Schauspieler, die ihm das machen. Er muss am Handwerk nicht arbeiten, zumindest sollte er es nicht müssen. D. h., die Schauspieler werden nach ihren Möglichkeiten besetzt. Früher nannte man das auch einfach: Rollenfächer. Aber jeder Schauspieler hat in seinem Berufsleben eine Sehnsucht...