Bernd Uhlig
Jahrgang 1951 fotografiert seit 1972 und lebt in Berlin. Nach der Ausbildung zum Fotografen an der Bayerischen Staatslehranstalt für Fotografie in München folgten 10 Jahre Reportagefotografie in Hamburg für die Zeitschriften Der Spiegel, Die Zeit, Stern, WamS, FAZ-Magazin. 1980 die Entdeckung der Bühnen-Kunst. Die Begeisterung für internationale freie Theater Compagnien führte nach 10 Jahren 1989 zu der Ausstellung THEATER UND FOTOGRAFIE auf Kampnagel in Hamburg.
1990 Umzug nach Berlin und seitdem Zusammenarbeit mit Regisseuren und Choreografen: Andrea Breth, Peter Palitzsch, Heiner Müller, Johann Kresnik, Peter Stein, Ursel und Karl-Ernst Herrmann, Christoph Marthaler, Frank Castorf, Herbert Wernicke, Pierre Audi, Sasha Waltz, Krzysztof Warlikowski, Romeo Castellucci... 1993/94 zweimonatiger Aufenthalt in Moskau, DIE ORESTIE von Aischylos in einer Inszenierung von Peter Stein begleitend und mit einem Buch und einer Ausstellung im Goetheinstitut Moskau abschließend. 2004 erscheint der Band der Edition Burgtheater über Andrea Breth, mit Bildern aus langjähriger Zusammenarbeit, die bis heute anhält. Zuletzt erscheint im November 2019 ein Katalog zur Ausstellung BERND UHLIG fotografiert SASHA WALTZ, die in der Helmut Newton Stiftung im Museum für Fotografie Berlin, im Rahmen der Gesamtausstellung BODY PERFORMANCE zu sehen ist und ein Extrakt aus 20 Jahren Zusammenarbeit mit Sasha Waltz abbildet.
In der Zeit zwischen den Jahren 1994 und 2000 entsteht der Zyklus TANZBILDER, der Tanz radikal aus subjektiver fotografischer Sicht erzählt. 1998 die große Installation der TANZBILDER in einer riesigen verlassenen Werkhalle der Von-Roll-Eisenwerke in Bern, die dann 2000 im Willy-Brandt-Haus in Berlin gezeigt wird (Überschriften von Rezensionen: »Das Verschwinden der Körper«, »Tanz ins Licht«, »Flackernde Flämmchen«, »Aufgespießte Schönheiten«, »Tanz der Lichter«, »Weißes Rauschen«, »Momente der Zeitlosigkeit«).
Das Menschenportrait, der Mensch in seinem Spannungsverhältnis zwischen Wirklichkeit und Fiktion, ist ein wesentliches Thema für Bernd Uhlig. Die Ausstellung TWINKLE: ZWILLINGE IN CHINA, Berlin 2001, ist ein poetischer Kommentar auf eine Gesellschaft, in der die Nachkommenschaft einer Familie auf ein Kind reglementiert wird. Der Vergeblichkeit staatlicher Planwirtschaft vor den Gesetzen der Natur wird mit einem Augenzwinkern begegnet. Über den Zeitraum eines Jahres entstand die Portraitreihe 100 RUSSEN – 4 JAHRESZEITEN, die im Oktober 2003 in der Passage des Berliner Bahnhofs Friedrichstraße und im März 2004 auf der überdachten Kiewer Brücke in Moskau zu sehen war. Sie versammelt 100 unbekannte Menschen, die an verschiedenen Orten Russlands auf der Straße angesprochen wurden, sich fotografieren zu lassen. Der Fokus der Portraits zielt auf die Gesichter und die das Gesicht umrahmende Kleidung. Als Hintergründe dienen 100 verschiedene russische Stoffe, welche den realen Ort der Aufnahme wegblenden, jedoch die Vielfalt unterstreichen und der Serie eine konzentrierte Geschlossenheit verleihen.
Stand: 2021 (Datum der letzten Veröffentlichung bei Theater der Zeit)