In einer Welt, in der die Produkte der modernen Medien die regional differenzierten Volkskulturen abgelöst haben, in der die Phantasie global vereinheitlicht sind, in der sich die sogenannte hohe Kultur zur internationalen Eventkultur zusammenschließt, zeichnen sich die Konturen, Möglichkeiten und Aufgaben für eine lebendige Kultur, in der innere Realität und äußeres Leben zusammenfließen, neu.
Der Preis der Industrialisierung und Universalisierung der Phantasien ist ihre Verflachung. Bilden beispielsweise, die in Jahrhunderten entstandenen Mythen und Märchen der Völker auch heute noch genug Stoff zur Erläuterung komplizierter individueller psychischer Vorgänge, so erreichen die weltweit verfügbaren Stereotypen der medialen Massenkultur nur durch den Verzicht auf jegliche Tiefendimension den Konsumenten. Die Zunahme einer blinden Gewaltbereitschaft in den modernen Industriestaaten als Ausdruck einer Zerrüttung der Sensibilität, gepaart mit innerer Leere und der Unfähigkeit Erfahrungen, als individuelle Aneignung des Erlebten zu machen, ist ein Resultat der inneren Dynamik der kommerzialisierten Massenkultur. Um Allgegenwart und größtmögliche Verbreitung ihrer auf Kurzlebigkeit angelegten Produkte zu gewährleisten, konzentriert sich ihr kreatives Potential auf die Oberfläche des Bewußtseins. Dessen Aufmerksamkeit kann aber auf Dauer nur gebunden werden, wenn in immer kürzeren Abständen immer gröbere Reize und Schocks das auf Reizabwehr angelegte moderne Bewußtsein überraschen. Sonst entsteht Langeweile. Zwar mag der ihr innewohnende...