Als am 9. Oktober 1938 mit Wagners „Fliegendem Holländer" der neue Theaterbau in Saarbrücken eröffnet wurde standen die Zeichen nicht gut für die Theaterkunst. Ein „Bollwerk deutscher Kultur", so Goebbels, sollte das Saarbrücker Theater direkt an der französischen Grenze werden. Doch schon ein Jahr nach der Eröffnung war erst einmal Schluss, die Stadt wurde evakuiert, 1942 fielen die ersten Bomben auf das Theater. Kurz nach Kriegsende spielten deutsche und französische Musiker wieder gemeinsam auf der Bühne des Theaters ...
Die Grenze ist in Saarbrücken spürbar. Vielleicht ist das der Grund, warum hier grenzüberschreitende Kooperationen leichtfallen. Dem legendären Intendanten Hermann Wedekind gelang es, in den siebziger Jahren über den eisernen Vorhang hinweg eine Theaterpartnerschaft mit Georgien zu begründen. Heute arbeitet das Saarländische Staatstheater in mehreren internationalen Netzwerken, so z. B. bei „Total Théâtre", einer Zusammenarbeit von Theatern in Luxemburg, Belgien und Frankreich.
Das Jubiläumsbuch des Saarländischen Staatstheaters macht die Grenze zum Thema. Die Entstehung des Theaters und das kulturpolitische Programm der NS-Zeit stehen auf der einen Seite - die Öffnung des Theaters zu einem Theater im Herzen Europas auf der anderen. Das Buch wirft Schlaglichter auf 75 Jahre wechselvoller Theatergeschichte.