Theater der Zeit

Editorial

Erschienen in: ixypsilonzett: Kindertheater in China – Märkte für Millionen (10/2018)

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Die Eröffnung war so wie erwartet. Es sprach der Kulturminister, es freute sich der Theaterdirektor und mit ihm eine ganze Sitzreihe vom Polit-Kader. Auf der Bühne immer wieder die gleichen Fotos vom internationalen Engagement und die offiziellen Videos von einer prosperierenden Nation. „Die Meerjungfrau im chinesischen Meer“ war bunt wie ein Weihnachtsmärchen. Das Artistic Gathering der ASSITEJ fand Ende August dieses Jahres in Peking statt, zum ersten Mal in ihrer Geschichte, dass die internationalen Vereinigung in China tagte. Es war ein Roll Back in die Frühzeit der „Vereinten Nationen“ des Kinder- und Jugendtheaters, nationalistisch und hierarchisch, illusionistisch und perfektionistisch, Teil einer offiziellen Politik zwischen Repräsentation und Renaissance, und offensichtlich einer Strategie folgend: China ist wer! Im Gefolge der so genannten Brics-Staaten, wurde sogar ein Treffen von Theaterkünstlern aus Russland, Brasilien, Indien und Südafrika organisiert, die als Folie der Inszenierung des ganz großen Selbstbewusstseins diente. China geriert sich auch als Partner Afrikas, was sich leider nicht in der Teilnehmendenliste niederschlug, dafür aber ein paar Wochen später als Großereignis mit 50 Ländern des südlichen Kontinents begangen wurde. Und nun auch noch China als Global Player in der ASSITEJ. Das alles war sehr staatstragend. Den einzigen unabhängigen Theatermacher trafen wir im Goethe-Institut, das wie eine kleine Insel im Arts District nicht nur das Diskursive ermöglichte, sondern eben auch die Begegnung ohne Kontrolle. Grund genug, sich mal in diesem Magazin weltpolitisch dem fernen Osten zu widmen, ganz subjektiv, auch kritisch, mit Blick aus dem Westen und auf die Zukunft des Theaters für junges Publikum.

Danke, Ecki!

13 Jahre, 39 Hefte, ungezählte Seiten, Wörter, Zeichen und Bildunterschriften, lange her, dass IXYPSILONZETT, das Magazin für Kinder- und Jugendtheater erstmals erschienen ist. Heft 1 in 2005 widmete sich dem Kulturellen Schulrucksack als norwegisches Modell der Grundversorgung mit Kunst an Schulen – danach wussten alle davon und die Stadt Nürnberg und das Land Nordrhein-Westfalen praktizieren mittlerweile sogar dieses Instrument der Kulturellen Bildung. Heft 1 dokumentierte zudem eine Auseinandersetzung rund um das GRIPS Theater – es war nicht die letzte ihrer Art an einem Haus, das in dieser Spielzeit 50 Jahre alt wird. Heft 1 war aber auch das erste Heft, das ich als Herausgeber gemeinsam mit dem damaligen Geschäftsführer der ASSITEJ und – seit 2007 freiberuflichen – Redakteur des neuen Organs der Internationalen Vereinigung des Theaters für junges Publikum, Eckhard Mittelstädt, präsentieren durfte. Heft 39 ist die letzte Ausgabe, die wir gemeinsam verantworten und ich möchte dies nutzen, um mich ganz herzlich im Namen des Vorstandes, der Mitglieder und der Redaktion, namentlich Meike Fechner und Petra Fischer zu bedanken – auch im Namen aller Autor_innen und Leser_innen für das unermüd - liche Engagement, die stete Mahnung zur Qualität, die unendliche Geduld, den Mut zur Kürze und zum Konflikt, die Bereitschaft zur Unbequemlichkeit und die professionelle Distanz, die Weitsicht und den Durchblick. Und nicht zuletzt für die freundschaftliche Verbundenheit in all diesen Jahre: ein herzliches Dankeschön! Aber angefangen hat das gemeinsame kulturjournalistische Zusammentun schon viel früher. Vor IXYPSILONZETT gab es den FUNDEVOGEL, denn zum Kinder-Medien- Magazin gesellte sich auch die Beilage „Grimm & Grips“ und davor gab es das Jahrbuch der ASSITEJ, das in 25 Ausgaben den Diskurs in der Kinder- und Jugendtheaterlandschaft begleitete und das Eckhard Mittelstadt über viele Jahre mitgestaltete. All die Publikationen dokumentieren das redaktionelle Wirken an der Schnittstelle zwischen Kulturpolitik und Kunst und haben die Debatten rund um das Kinder- und Jugendtheater bereichert.

Danke, Ecki, sagt Dein Wolfgang

 

Die digitale Ausgabe im Original-Layout

 

In Kooperation mit ASSITEJ e.V.

Gefördert durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

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