Nicht nur die drei in dieser Studie untersuchten Probenprozesse, sondern generell die Produktionen des zeitgenössischen Theaters bringen eine „Multiperspektivität des Darstellens“ (Kurzenberger 2011, 81) hervor und bedienen sich unterschiedlicher Spiel- und Sprechweisen. Allein die Faust-Produktion von Claudia Bauer ist charakterisiert durch diverse Spielweisenwechsel. So fordert denn auch die Regisseurin, in der Ausbildung ein großes Bewusstsein für verschiedene Darstellungsformen zu finden. Dabei gelte es jedoch, die Balance zwischen Virtuosität und Persönlichkeit zu suchen, denn „Handwerk ohne Persönlichkeit will natürlich auch keiner sehen“ (Claudia Bauer in: Interview 4, 33). Eine Schauspielausbildung muss sich also die Frage stellen, wie sie Künstlerpersönlichkeiten ausbildet, die – auf der Basis ihres Handwerks – eine eigene Haltung zur Welt entwickeln. Die Untersuchung des Arbeitsansatzes von Laurent Chétouane im Rahmen dieser Studie zeigt auf, wie er die Studierenden an den Kern ihrer eigenen Subjektivität führen möchte.
Diese Form, mit der ich operiere, ist nur da, um sie eigentlich hoch subjektiv zu machen, dass sie im Moment entdecken, was ihre Subjektivität verlangt. […] Da merkst du, wie du wirklich funktionierst, und das ist absolut wichtig. Dass man merkt, Leute die rauskommen, sie haben eine ganz eigene Farbe. Sie haben eine ganz eigene Art auf der Bühne zu sein,...