Grundlegende Recherche. Detailversessenheit. Verspieltheit. Genauigkeit. Improvisationstalent. Alles Begriffe, die zu Klaus Gehre gehören. Zusammen mit dem Spieldesigner Lev Ledit hat Klaus Gehre zwei Jahre lang seine jüngste Arbeit am Theater Freiburg vorbereitet: „Regiodrom“, eine irrwitzige wie überwältigende Theatererfahrung. 24 Stunden simulieren 100 Zuschauer das Spiel des Kapitalismus, agieren in zwei Dörfern wirtschaftlich, politisch, gesellschaftlich. Das gesamte Theater mit seinen drei Spielstätten wurde für diesen Marathon geschlossen und umzäunt: Verschwendung von Ressourcen unter der Überschrift kapitalistischer Nachhaltigkeit.
Von Anfang an wirft Gehres Kapitalismusspiel jeden Teilnehmer auf existenzielle Bedürfnisse zurück. Selbstwertgefühl entsteht mit dem Erhalt von „Blüten“, dem täuschend echt designten Spielgeld. Was konsumiert wird, muss erwirtschaftet werden – sei es über der Hände Arbeit, sei es über Spekulation. So sorgt selbst das kräftezehrende Abtragen in der „Mine“ nach einer halben Stunde für Glücksgefühle des teilnehmenden Spielers, weil nun endlich Bedürfnisse über den Konsum befriedigt werden können. Währenddessen amüsieren sich andere individuell in der „Unterwelt“ bei verbotenen Spielen, deren Gewinne nicht mit in die „Oberwelt“ genommen werden dürfen. Das sorgt für die Erfahrung grundlegender Dichotomien. Verteilungsgerechtigkeit sieht anders aus.
Gehres Lust am Spiel ist keineswegs selbstreferenziell. Einfachheit und Klarheit der Spielanordnungen sind Voraussetzungen für deren Gelingen. Aufwand und Ertrag werden von den...