6. Zur Metapher
von Sebastian Kirsch
Erschienen in: Das Reale der Perspektive – Der Barock, die Lacan’sche Psychoanalyse und das ‚Untote‘ in der Kultur (07/2013)
Nun ist mit alledem noch nichts darüber gesagt, wie das Signifikat – oder besser: der Signifikatseffekt – überhaupt zustande kommt. Und in diesem Zusammenhang geht Lacan nun zur Funktion der Metapher über, die der Metonymie in allen wichtigen Punkten entgegengesetzt ist. Auch das Verhältnis von Signifikat/Metapher zu Signifikant/Metonymie beruht also auf einer Faltlogik: Die »barre«, die zwischen den gegenstrebigen Größen Signifikat und Signifikant verläuft, weist alle Eigenschaften einer Falte auf. Man könnte auch von einem Spiegelzeichen sprechen, dessen drei Größen sich überdies nach der Triade »real, symbolisch, imaginär« entschlüsseln lassen: Als Vorstellung ist das Signifikat die imaginäre Größe, der Signifikant die symbolische, und die vermittelnde und zugleich trennende Sperre zwischen ihnen die reale.
Um diesen Sachverhalt besser zu begreifen, ist es hilfreich, zunächst noch einmal das traditionelle Verständnis der Metapher zu befragen, nach dem diese ein Wort mit einem anderen über ein wesenhaftes »tertium comparationis« identifiziert. Einer der schärfsten frühaufklärerischen Kritiker des barocken Trauerspiels und insbesondere des Dramas Lohensteins, der Philologe Johann Jacob Breitinger (1701 – 1776), nennt 1740 als notwendige Bedingung der Metapher, dass »die Ähnlichkeit und Uebereinstimmung zwischen zweyen Dingen… so offenbar ist, daß sie bey der blossen Benennung der Dinge jedermann so gleich einfallen muß.« Denn in...