Das Reale der Perspektive
Der Barock, die Lacan’sche Psychoanalyse und das ‚Untote‘ in der Kultur
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Assoziationen: Sebastian Kirsch
1. DAS UNTOTE IN DER KULTUR
1.1. DIE VERMESSUNG DER HÖLLE, ODER: DIE IDIOTEN DER PRÄZISION
Im Jahr 1587 betraute die Florentinische Akademie, die sich seit ihrer Gründung im Jahr 1540 darum bemühte, das »Volgare«, die italienische Sprache also, gegenüber dem gelehrten Latein aufzuwerten und zu …
Kapitel I: Das Untote in der Kultur
1.2. Tassos Studierstube, oder: Brei und Wortgerümpel
Bevor dieser Höllengang fortgesetzt wird – ausführlich wird das erst im zweiten Kapitel geschehen – lohnt die Auseinandersetzung mit einem weiteren Text Galileis, da dieser sich zu den beiden Dante-Vorlesungen …
von Sebastian Kirsch
2.1. Ein Nichts, welches für etwas gehalten werden will
Wie kann man von ihnen sprechen, das vor allem und als Erstes. Denn die Schritte, in denen Galilei über Tasso spricht, erweisen sich bei genauerem Hinsehen als ebenso wenig zufällig …
von Sebastian Kirsch
2.2. Barocker Zickzack
Versucht man einen direkten Vergleich zwischen Galileis Tasso-Kritik und Goethes Bericht, die immerhin knapp 200 Jahre trennen, so zeigen sich also erstaunliche Ähnlichkeiten: In beiden Fällen wird ein Wahnsinn diagnostiziert, …
von Sebastian Kirsch
2.3. Das Automaton des Barock
Als stummer und dabei zugleich das Sprechen und Schreiben umso stabiler bestimmender Mechanismus pflanzt sich das barocke Zickzackmuster also durch die Jahrhunderte in Kunst und Wissenschaft fort. Unerschütterlich und von …
von Sebastian Kirsch
3.1. Benjamins souveräner Veitstanz
Wie lässt sich nun schreibend dem barocken automaton gerecht werden, dessen stumme Kraft ja nur allzu schnell in einen Veitstanz hinübergleiten lässt, der dem des unglücklichen Mädchens mit den roten …
von Sebastian Kirsch
3.2. Vertigo und Vertiko
In diesem Zusammenhang ist noch einmal die »vertiginöse Attraktion« des Barock von Interesse, vor der Benjamin im Brief über Cysarz warnt und die man auch als das »bezeichnende Schwindelgefühl, in …
von Sebastian Kirsch
4. Benjamin, Lacan, Deleuze: Narziss ± Ikarus
Es gibt auch noch eine mathematische Version des »vertex«, des »Scheitel-« oder »Wendepunktes«: Als »Inflexion« gehört er in den Bereich der Kurvendiskussionen und der Infinitesimalrechnung, genuine Produkte der barocken Mathematik, …
von Sebastian Kirsch
Kapitel II: Die Spaltung im Sichtbaren als optische Falte
Weniger und mehr als zwei
Was ist eine Falte? Es fällt auf, dass der Begriff sich auf diverse und heterogene Disziplinen und Materialien erstreckt, namentlich auf die Mathematik, die Geologie, die Dermatologie, die Schmetterlingskunde, auf …
von Sebastian Kirsch
1.2. Ein vollständiges Verständnis der Hölle
Wie verhält sich demgegenüber nun Galileis akribische Höllenvermessung, die gegen die theologischen bzw. qualitativen Implikationen des Gegenstandes vollständig abgedichtet scheint? Tatsächlich dürfte sie zunächst einmal vom Untergang des Analogiedenkens um …
von Sebastian Kirsch
1.1. Der Schwerpunkt des Universums
Zuerst also zur Geschichte jener Seite des Sehfelds, die Lacan die »geometrale« nennt, zur Geschichte des ersten der beiden Dreiecke, und damit zurück zur Geschichte der Vermessungsversuche von Dantes Inferno. …
von Sebastian Kirsch
1.3. Raumordnung und Lichtordnung
Und dennoch: Zwischen Dantes Höllenschilderung und ihrer geometrischen Nachbildung gibt es eben nicht nur einen Bruch. Denn wie bereits in Kapitel I angedeutet, gehen die beiden Texte in gewisser Weise …
von Sebastian Kirsch
2.1. Blinde Apparaturen
Um sich dem Visuellen nähern zu können, ist zunächst eine weitere terminologische Schwierigkeit zu klären, die Lacans – in toto wenig ausgeführte – Rede von der Spaltung von Auge und …
von Sebastian Kirsch
1.4. Das geometrale Dreieck
Wie sieht nun Lacans diagrammatische Verbildlichung der geometralen Dimension des Sehens aus? Zunächst einmal ist dieser Modus – deswegen auch Lacans Hinweis auf die cartesianische Meditation – konstitutiv für jene …
von Sebastian Kirsch
2.2. Das visuelle Dreieck, oder: Der Barock existiert nicht
Welche Vorgänge fasst Lacan nun in diesem zweiten Dreieck zusammen? Zunächst einmal geht es jetzt nicht mehr um die geometrale Auszeichnung eines Raumes, sondern im Gegenteil um seine maßstabslose Erfassung …
von Sebastian Kirsch
3.1. Der Analytiker als Konserve
Bis hierher geht es allerdings noch immer um eine rein subjektlose Angelegenheit. Was passiert nun aber, wenn man wie Galilei oder Goethe einen Raum betritt, der Züge eines visuellen Leuchtraums …
von Sebastian Kirsch
3.2. Die Doppelfunktion des Blicks
Aber noch einmal zu Petit-Jean. Es geht, wie gesagt, beim Blick letztlich immer um einen schockartigen, »tychischen« Moment, der die Selbstgewissheit und Selbstgenügsamkeit des Schauenden unterbricht. Der Blick durchschlägt das …
von Sebastian Kirsch
3.3. Zur Spaltung von Auge und Blick
Vom entwickelten Gesamtschema her lässt sich nun auch die Spaltung von Auge und Blick erläutern, die sich mit der Einsetzung eines Subjekts ins Feld des Sehens öffnet. Noch einmal zu …
von Sebastian Kirsch
3.4. Schizophrenie und Paranoia
Doch noch einmal zum Subjekt in seinem Verhältnis zum Licht. Wer oder was den Leuchtraum betritt, wird auf die beiden Positionen des Schirms und des Tableaus aufgeteilt. Sich in dieser …
von Sebastian Kirsch
4.1. Die Faltung im Sichtbaren I: Zur Anamorphose
Die beiden Dreiecke, ihr Zusammenspiel sowie die beiden sich daraus ergenden Subjektpositionen sind nun ausführlich beschrieben. Was aber noch aussteht, ist die Darstellung der Falte selbst, an der geometrales und …
von Sebastian Kirsch
4.2. Die Psychoanalyse am Rand der Melancholie
Wie immer man die subversiven oder affirmierenden Möglichkeiten der Anamorphose als »Fool« im Königreich der Perspektive auch bewerten mag, fest steht erst einmal, dass sie eine Bildtechnik darstellt, die den …
von Sebastian Kirsch
5. Die Faltung im Sichtbaren II: Zum Spiegel
Der zweite Pol der Falte, der Spiegel, ist mit der Anamorphose eng verschwistert. Das zeigt sich schon daran, dass die beiden Phänomene zusammen die bedeutendsten Instrumente der »optischen Magie« des …
von Sebastian Kirsch
Ausblick: RSI
Anamorphose und Spiegel sind also die beiden gegenstrebigen Gelenke oder Falten, anhand derer das geometrale und das visuelle Schema sich trennen und zugleich ineinander übergehen. Wie aber ist zu bewerten, …
von Sebastian Kirsch
Kapitel III: Maßnahmen 1604
1.1. Zwei Typen von Souveränität
Wie kann man die politischen Dimensionen genauer fassen, die mit der optischen Falte verbunden sind? Das folgende Kapitel versucht, diese Frage entlang einer ausführlichen Lektüre von Shakespeares »Maß für Maß« …
von Sebastian Kirsch
1.2. Das Subjekt als Schattenzeichner
Formulierungen wie die des »sterblichen Gottes« deuten nun allerdings darauf hin, dass natürlich auch der absolutistische Souverän wieder von einer fundamentalen Spaltung geschlagen ist. Schließlich produziert die Verschmelzung von Lichtpunkt …
von Sebastian Kirsch
2. Einige Anmerkungen zur elisabethanischen Bühne
Die Zentralperspektive verbreitet sich von Italien aus über Europa. Ihre Durchsetzung als absolutistisches Machtinstrument, aber auch als organisierendes Bühnenprinzip vollzieht sich allerdings von Fall zu Fall in unterschiedlicher Weise und …
von Sebastian Kirsch
3.1. Maß für Maß
Vermutlich 1604 geschrieben, speist sich »Maß für Maß« aus verschiedenen Quellen: Die Komödie bearbeitet eine italienische Novelle von Giraldi Cinthio von 1565, aber auch das 1578 gedruckte, wahrscheinlich niemals aufgeführte …
von Sebastian Kirsch
3.2. Angelos Gartenarbeit
Der Herzog setzt seinen Stellvertreter Angelo also auf einen Punkt, der in allen wesentlichen Eigenschaften mit dem Geometralpunkt des Pförtchens übereinstimmt. Nur einen entscheidenden Unterschied gibt es: In Angelos Fall …
von Sebastian Kirsch
3.3. Der Engel und die Münze, oder: Die Geburt des Blicks
Schon mit dem Ende des zweiten Aktes lässt Shakespeare die gesamte Angelo-Konstruktion gnadenlos kollabieren. Denn mit der zweiten Szene tritt Claudios Schwester Isabella als Bittstellerin vor den strengen Lord, begleitet …
von Sebastian Kirsch
3.4. Der Herzog als Anamorphotiker
Die Methoden des Herzogs sind denjenigen Angelos in den ersten beiden Akten strikt entgegengesetzt. Wo Angelo peinlich auf die Übereinstimmung von Wort und Tat, von Gesetzestext und juristischem Handeln pocht, …
von Sebastian Kirsch
4. Der 0. Januar. Maß für Maß und die doppelte Buchhaltung
Im Großauftritt des fünften Aktes kulminieren die verschiedenen Diskurse, die Shakespeare in seiner Komödie mittels des seinerseits gespaltenen Scharnierbegriffs des Maßes beständig übereinanderlegt und aufeinander abbildet. Er ist darum auch …
von Sebastian Kirsch
5.1. Die Falte, der Phallus, der Vater. Zum Problem der Genealogie
Nach diesem kurzen Ausflug in die Welt der Ökonomie soll es nun ausführlich um jenen Aspekt von »Maß für Maß« (und überhaupt der Umfaltung um 1600) gehen, auf den bislang …
von Sebastian Kirsch
5.2. Dieses obskure Subjekt der Begierde
Nun liegt ein Skandalon der Psychoanalyse nach wie vor in ihrer phallischen Aufladung der medialen Bedingtheiten des Subjekts (die man ansonsten leichter akzeptiert, etwa als das »Immer schon in einem …
von Sebastian Kirsch
5.3. Wucherndes Aas. Shakespeare, Lacan, Cronenberg
Wie lässt sich vor diesem Hintergrund Angelos Identifizierung mit dem Aasfleck deuten, die ja das Ende der Audienzszene bildet? Werfen wir noch einmal einen genaueren Blick auf das, worum es …
von Sebastian Kirsch
6. Postmoderner Absolutismus
Angelo versucht also, die symbolische Kastration zurückzunehmen und mutiert darüber zu einem phallischen Horrormonster. Was geschieht nun in dem Moment, in dem der Herzog zurückkehrt, den Stellvertreter (und mit ihm …
von Sebastian Kirsch
Kapitel IV: Zerstückelungen und Entstellungen
Zerstreute Glieder
Infolge der Deterritorialisierung des Sehens um 1600 streut das neue Jahrhundert anamorphotische Bruchstücke ins Endlose. Im Gegenzug entstehen komplementäre Zentrierungsstrategien, die dem Wuchern der Sichtbarkeiten zu begegnen und es zu …
von Sebastian Kirsch
1.1. Quevedos Großes Weltgericht
Zunächst also die Körper im Hochbarock Quevedos und im satirischen Harmagedon, das in den »Sueños« entfesselt wird. Zwar inszeniert Quevedo das Gottesgericht des Jüngsten Tages explizit nur im ersten der …
von Sebastian Kirsch
1.2. Höllenpastete
Ähnliche Beschreibungen von zerstückelten und zerfallenden, aber auch von über alle Maßen ausgezehrten und schrecklich entstellten Körpern tauchen nun auch in den übrigen »Sueños« inflationär auf. Zu Beginn des dritten …
von Sebastian Kirsch
2. Gargantua und Pantagruel
Wie verhält sich Quevedo nun zu Rabelais? Schließlich sind wiederkehrende Bilder von zerstückelten Körpern und isolierten Partialobjekten sowie drastische satirische Umkehrungen nicht die einzigen Merkmale, die dessen Erzählungen vom Riesen …
von Sebastian Kirsch
3.1. Die Falten der Haut
Zunächst, um die Problematik deutlicher zu machen, noch einmal zu Rabelais bzw. zu dessen Lektüre durch Bachtin. Bachtins prominente, »Gargantua und Pantagruel« abgewonnene These lautet, dass vom Mittelalter bis zum …
von Sebastian Kirsch
3.2. Körperwissen, vor und nach 1600
Zunächst einmal ist es, wenn man noch einmal an Dürers Pförtchen denkt, nicht schwierig zu erkennen, inwiefern das in seine scheinbar geschlossenen Konturen gefasste Körperbild immer schon Resultat einer vorgängigen …
von Sebastian Kirsch
3.3. Jenseits des Signifikanten?
Der Unterschied zwischen den ausgetrockneten Einzelteilen Quevedos und der saftstrotzenden grotesken Leiblichkeit Rabelais’ lässt sich nun auch auf die Differenz zwischen einer endlosen Serie »körperloser Organe« und dem »organlosen Körper« …
von Sebastian Kirsch
Ausblick: Vom Körper zur Sprache
Fast unmerklich haben diese Überlegungen nun vom Feld des Sehens in das des Sprechens übergeleitet. Im folgenden Kapitel wird es darum, vor allem mit Blick auf den deutschsprachigen Barock, um …
von Sebastian Kirsch
Kapitel V: Traumsprache und Spiegelzeichen
Vom Bildbarock zum Wortbarock
Herbert Cysarz hat 1924 eine Unterscheidung zwischen »Wortbarock« und »Bildbarock« getroffen, die in der Forschung zum 17. Jahrhundert vielfach aufgegriffen worden ist.1 Auch in unsere Zusammenhänge lässt sich Cysarz’ Bestimmung …
von Sebastian Kirsch
1.1. Träumen oder Wachen?
Zunächst also zu jenem Begriff, der innerhalb der rationalistischen Strömungen des 17. Jahrhunderts ein Zentrum der Auseinandersetzung bildet und der zugleich für die Sphäre des Traums konstitutiv ist: der Begriff …
von Sebastian Kirsch
1.2. Einschlafen als Umfaltung
Zunächst diskutiert Hobbes hier – ähnlich wie Descartes – die Notwendigkeit, den Traum, definiert als die »Vorstellungen (imaginations) Schlafender«,23 und das wache Bewusstsein gegeneinander abzugrenzen. Freilich hält er sofort fest, …
von Sebastian Kirsch
2.1. Agrippina: Von Freud zu Lohenstein und zurück
Sieht man sich die Auflistungen sprachlicher und rhetorischer »Stilmittel« näher an, die insbesondere dem deutschen Trauerspiel immer wieder zugerechnet werden, dann fällt in der Tat auf, dass sie eine erstaunliche …
von Sebastian Kirsch
2.2. Deutsche Alpträume, oder: Die unregulierte Mutter
Schauplatz dieses ersten von Lohensteins »Römischen Trauerspielen«36 ist der römische Kaiserhof unter Nero. Aufgrund der zahlreichen Intrigen und plötzlichen Kehrtwendungen ist die Handlung des Stückes reichlich verwirrend, schon die Vorgeschichte …
von Sebastian Kirsch
2.3. Ein Plädoyer für den Inzest
Die überquellende Traumsprache, die entfesselte Sprache des deutschen Trauerspiels mit ihren unabsehbaren Simulationen und Dissimulationen und die »mütterliche« lalangue bilden also einen wechselseitigen Zusammenhang, der speziell in der genealogischen Krise …
von Sebastian Kirsch
3.1. Barockes Traumtheater
Wie sehen nun die rhetorischen Elemente des Traumes genau aus, und inwiefern sind sie der barocken Sprache vergleichbar? Immer wieder betont Freud in der »Traumdeutung«, dass »der Traum (fast) nie …
von Sebastian Kirsch
3.2. Der Autor als Träumer
Da die Architektur der Traumgebilde einem barocken Konglomerat von Anamorphosen korrespondiert, ist es logisch, dass sich auch die Schwierigkeiten der Rezeption bzw. Lektüre ähneln. In beiden Fällen sieht der Leser …
von Sebastian Kirsch
3.3. Traum und Allegorie
Lektürebeispiele wie die »Genitalien« haben Freuds »Traumdeutung« natürlich immer wieder den Vorwurf des unwissenschaftlichen Analogieschlusses eingetragen. Dem ist jedoch zunächst einmal entgegenzusetzen, dass der Vorwurf des Analogieschlusses von jener neuzeitlichen …
von Sebastian Kirsch
4. Der Traumtext als Vorhang, oder: Zur Frage des »dahinter«
Dass die einzelnen Traumstücke sich, nicht anders als die fragmentierten Einzelteile der Allegorie, wechselseitig und je nach Belieben aufladen lassen, bedeutet zunächst einmal, dass der Traum kein stabiles Vokabular kennen …
von Sebastian Kirsch
5.1. Zur Metonymie
Das Thema des Herrensigifikanten hat Lacans Reformulierung der »Traumdeutung« bereits angerissen. Abschließend möchte ich nun noch zu seiner linguistischen Deutung der Traumarbeit kommen. Zu Beginn der »Maß für Maß«-Lektüre in …
von Sebastian Kirsch
5.2. Kontextualität und Ähnlichkeit
Wie lassen sich die Nachbarschaftsverhältnisse genauer definieren, nach denen in der Metonymie ein Wort das nächste nach sich zieht? An dieser Stelle erweitert Lacan Jakobsons Begriffsbildung, die in einem präsenzmetaphysischen …
von Sebastian Kirsch
6. Zur Metapher
Nun ist mit alledem noch nichts darüber gesagt, wie das Signifikat – oder besser: der Signifikatseffekt – überhaupt zustande kommt. Und in diesem Zusammenhang geht Lacan nun zur Funktion der …
von Sebastian Kirsch
Ausblick: Linguisterie und Lalangue
Lacan entwickelt seine Version von Metapher und Metonymie in der Frühzeit seiner Seminare, zu einem Zeitpunkt, als er mit kybernetischen Modellen und Begrifflichkeiten experimentiert (Jakobson war als Linguistik auch Kybernetiker). …
von Sebastian Kirsch
Kapitel VI: Barocke Räume
Vom Traum zum Raum
Bislang habe ich das schwierige Thema des Raumes nur implizit bearbeitet, nämlich von Fragen der Bildlichkeit her. Doch damit ist vernachlässigt worden, dass gerade das 17. Jahrhundert eine Raumdiskussion in …
von Sebastian Kirsch
1.1. Das Leibniz-Universum und die Selbstähnlichkeiten
So, Nat’ralists observe, a Flea Hath smaller Fleas that on him prey, And these have smaller Fleas to bit’ em And so proceed ad infinitum Jonathan Swift, 17331 Ganz zu …
von Sebastian Kirsch
1.2. Ein anamorphotischer Küstenspaziergang
Es gibt noch ein weiteres, prominentes Problem in Mandelbrots Buch, das auch Deleuze im Kontext der barocken Inflexion erwähnt (F 32) und das hier noch einmal kurz aufgegriffen werden soll: …
von Sebastian Kirsch
2.1. Substantielle, absolute und relative Räume
Wie sehen nun Positionen der Raumdiskussion im 17. Jahrhundert aus, in deren Umfeld Leibniz sein relationales Konzept formuliert? Die zwei einflussreichsten, ihrerseits gegensätzlichen Modelle, die sich mit den Namen Descartes …
von Sebastian Kirsch
2.2. Räume und Bühnen
Was bedeutet das alles nun für das Theater? In einem Vortrag mit dem Titel »Barocke Heterotopien« aus dem Jahr 2009 hat Ulrike Haß die verblüffende Tatsache näher beleuchtet, dass die …
von Sebastian Kirsch
2.3. Andrea Pozzo, oder: Zwischen Struktur und Topologie
Haß verweist in ihrem Vortrag auf die Verwandtschaft des Leibniz’schen Relationenmodells mit jenen Raumarbeiten Pozzos, die von dem Kunsthistoriker Felix Burda-Stengel unter dem Gesichtspunkt einer Mobilisierung des Betrachters untersucht wurden. …
von Sebastian Kirsch
3.1. Relative Zeiten
Wie verhält es sich nun mit den Zeittheorien des 17. Jahrhunderts? In Newtons Physik erscheint Zeit, parallel zum Raum, als Absolutum, als gleichförmiger, pfeilartiger Strom, in dem die Dinge quasi …
von Sebastian Kirsch
3.2. Zeit des Werdens
Entscheidend ist also: Die Gegenüberstellung entgegengesetzter Zustände im Sinn einer kausalen und damit zeitlichen Relation wird von Leibniz nicht auf einer substantiellen Ebene angesiedelt, sondern nur auf einer reinen Phänomenebene, …
von Sebastian Kirsch
4. Monaden
All diese Überlegungen entspringen letztlich dem philosophischen System der »Monadologie«, mit dem Leibniz eine völlig neuartige Antwort auf das Problem der kleinsten substantiellen Einheit gibt. Denn die Monade, die man …
von Sebastian Kirsch
5.1. King Lear
Ähnlich wie »Maß für Maß« ist »King Lear« als spätes Shakespearestück (1605/1606) zu einem Zeitpunkt entstanden, als der Einfluss der italienischen Illusions- und Perspektivbühne sich in England geltend zu machen …
von Sebastian Kirsch
5.2. In eine Nacht hinein, die furchtbar wird
So viel zu den in »King Lear« durchgespielten Zusammenhängen zwischen neuzeitlichem Planraum und Genealogie. Wie gesagt, gibt es in Shakespeares Stück aber auch eine deutliche Vorwegnahme des Leibniz’schen Monadenraumes, die …
von Sebastian Kirsch
5.3. Vom Abschluss der Analyse
Es gibt also eine ganze Reihe von Vertikalen, mindestens fünf, die sich in Shakespeares wahrhaft apokalyptischem Stück selbstähnlich und wie in einer Kettenreaktion übereinanderfalten und zusammenknüllen: die des göttlichen Kosmos …
von Sebastian Kirsch
Postskriptum 1
1. Panopticon Writings
Eine berühmte, niemals verwirklichte Szenenidee Alfred Hitchcocks für seinen Film »North by Northwest« (»Der unsichtbare Dritte«) handelt von zwei Männern, die durch eine vollautomatische Autofabrik gehen. Während sie miteinander sprechen, …
von Sebastian Kirsch
2. Ineinandergeschobene Dreiecke
Wie lässt sich diese Anordnung in die Lacan’schen Dreiecksdiagramme übersetzen? Um das zu beantworten, ist zunächst der Zweiseitigkeit der panoptischen Architektur Rechnung zu tragen. Denn anders als das Pförtchen kalkuliert …
von Sebastian Kirsch
Postskriptum 2
Barockes 20. Jahrhundert
Dass das 20. Jahrhundert einer Wiederkehr oder auch einer veränderten Wiederholung des 17. Jahrhunderts gleichkomme, war eine Ansicht, die besonders nach dem Ersten Weltkrieg Schriftsteller, Forscher und Philosophen verschiedenster Couleur …
von Sebastian Kirsch
1.1. Die kleinste Größe, oder: Brecht mit Descartes
Vermutlich im Umkreis einer Umarbeitung von »Mann ist Mann« für eine Aufführung des Stückes am staatlichen Schauspiel Berlin Anfang 1931 schreibt Brecht den folgenden kurzen »Dialog zu Bert Brechts ›Mann …
von Sebastian Kirsch
1.2. Mann ist Mann, oder: Die Vorteile des Schemas
Im Zusammenhang seiner Lektüre des »Entwendeten Briefs« hat Lacan den Verlauf der Analyse mittels eines Diagramm verbildlicht, dem sogenannten »Schema L«. Dieses Schema, das zum erstenmal 1955 in Seminar II …
von Sebastian Kirsch
2.1. Der Brotladen
Dass es keinen Anderen des Anderen gibt, bedeutet auch, dass es im Fall eines wie auch immer gearteten Verlustes letztlich keine Instanz gibt, bei der man sich sinnvoll beschweren oder …
von Sebastian Kirsch
2.2. Brechts Auftrag
Nun arbeitet der »Brotladen« sich auch an der Frage ab, wie ein gesellschaftlicher Raum überhaupt beschrieben und dargestellt werden kann, der sich über einen inkonsistenten und darum permanent sich wandelnden, …
von Sebastian Kirsch
Literatur
1. Literatur und Quellen der Frühen Neuzeit
Alberti, Leon Battista: »Della Pittura – Über die Malkunst. Herausgegeben, eingeleitet, übersetzt und kommentiert von Oskar Bätschmann und Sandra Gianfreda«, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2002 Breitinger, Johann Jacob: »Critische Abhandlung Von …
von Sebastian Kirsch
2. Sonstige behandelte und zitierte Primär- und Quellenliteratur
Andersen, Hans Christian: »Die roten Schuhe«, in: ders.: »Sämtliche Märchen und Geschichten, Band 1«, Gustav Kiepenheuer, Leipzig/Weimar 1982, S. 313 – 318 Bentham, Jeremy: »The Panopticon Writings«, herausgegeben von Miran …
von Sebastian Kirsch
3. Weitere verwendete Literatur
Agamben, Giorgio: »homo sacer. Die souveräne Macht und das nackte Leben«, Suhrkamp, Frankfurt a. M. 2002 Alewyn, Richard: »Das große Welttheater. Die Epoche der höfischen Feste«, C.H. Beck, München 1989 …
von Sebastian Kirsch
4. Psychoanalytische Literatur oder Literatur mit besonderer psychoanalytischer Referenz
Angerer, Marie-Luise: »Vom Begehren nach dem Affekt«, diaphanes, Zürich-Berlin 2007 Beressem, Hanjo »Is it possible not to love Žižek?«, Internetessay, abrufbar unter http://www.uni-koeln.de/phil-fak/englisch/abteilungen/berressem/zizek/zizek.html Blümle, Claudia u. Anna von der Heiden …
von Sebastian Kirsch
Siglen
Bl = Bertolt Brecht: »Der Brotladen« BOa = Jacques Lacan: »Vom Blick als Objekt Klein a« DdS = Ulrike Haß: »Das Drama des Sehens« DP = Leon Battista Alberti: »Della …
von Sebastian Kirsch
Bildnachweis
Bildnachweis Albrecht Dürer: »Der Zeichner des liegenden Weibes«, Holzschnitt, Nürnberg 1538; entnommen: Leon Battista Alberti: »Della Pittura«, S. 17 Jacques Lacan: Schema für die geometrale Komponente des Sehens; entnommen: Jacques …
von Sebastian Kirsch