Theatermusiker*in als Identität
Theatermusik als Selbstverständnis, verhandelte Erfahrung und gelebte Biografie
von David Roesner
Erschienen in: Recherchen 151: Theatermusik – Analysen und Gespräche (11/2019)
Auch wenn sich Theatermusiker*innen prinzipiell als Teil einer (Berufs-)Gruppe sehen, zeigen sich die zum Teil signifikanten Unterschiede im Selbstverständnis schon in der Frage, wie man die eigene Tätigkeit bezeichnet. Theater- oder Schauspielmusiker*in ist eine übliche und von vielen verwendete Bezeichnung.21 Einzelne, deren Arbeit vom typischen Aufgabenspektrum abweicht, suchen aber durchaus alternative Begriffe wie »Performer«22 (z. B. Krieg, Rudolph), »speziell konzipierte Figur« (womit Michael Wilhelmi seine Besonderheit als Musiker, der eigene und fremde Musik auf der Bühne interpretiert, kommentiert und theatralisiert kennzeichnet) oder »Theatermacherin« (weil Bernadette La Hengst meist auch noch als Texterin, Performerin, Pädagogin und Regisseurin in ihren Projekten verantwortlich zeichnet). Schon der Begriff der ›Komposition‹ hingegen scheidet die Geister: Manchen ist er zu unbescheiden bzw. zu ungenau23, andere benutzen ihn bewusst, um diesen kreativen Eigenanteil klar zu markieren. Dies ist auch eine Reaktion auf die relativ verbreitete Unkenntnis innerhalb und außerhalb des Theaters, was Theatermusiker*innen eigentlich tun. Nicht selten stoßen die Musiker*innen auf überraschte Reaktionen, wenn sie erklären, wie viel Arbeit und welche Bandbreite an Expertise einer Theatermusik zugrunde liegen. Bert Wrede pointiert das – auch mit Blick auf seinen Werdegang – so: »Ich habe Komposition studiert, deshalb habe ich keine Scheu davor, mich Komponist...