Thema
Statt eines Manifests!
13 Thesen für das THEATER DES ANTHROPOZÄN
von Frank M. Raddatz
Erschienen in: Theater der Zeit: Cordelia Wege – Schöpferisches Risiko (02/2020)
Das Theater des Anthropozän ist ein Konzept und interdisziplinäres Projekt des Dramaturgen und Theatertheoretikers Frank Raddatz und der Naturwissenschaftlerin Antje Boetius. Künstlerinnen und Künstler, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Akteure der Zivilgesellschaft sollen in Projekten des Theater des Anthropozän zusammenkommen, um sich den Herausforderungen zu widmen, die der rasante Klimawandel, der Schwund von Arten und Lebensräumen, die Verschwendung von Ressourcen und die dadurch entstehenden Bedrohungen für Mensch und Natur zeitigen.
Schirmherrin ist die Humboldt-Universität zu Berlin mit ihrer vielfältigen Kompetenz in Kulturtechniken. Ab Frühjahr 2020 sollen die Projekte des Theaters in Form von Kulturlaboren, Inszenierungen, in transdisziplinären Initiativen, Lesungen und flankierenden Diskursen zu einer global vernetzten, ästhetischen und wissenschaftlichen Plattform entwickelt werden. Die Fragilität unserer Ökosphäre und die Konsequenzen unseres Handelns sollen hier nicht nur reflektiert, sondern anhand praktischer Projekte auf verschiedensten diskursiven wie ästhetischen Ebenen erfahrbar gemacht werden. Ausgangspunkt ist ein Humboldt’sches Verständnis einer naturverbundenen, systemischen und empathischen Wissenschaft. Frank Raddatz formuliert 13 Thesen zum Ursprung und Ziel des Prozesses, die wir hier abdrucken.
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Mit der Faustformel LOKALE AKTIVITÄTEN RUFEN GLOBALE WIRKUNGEN HERVOR! differenziert Michel Serres das anbrechende Klimaregime von seinen Vorgängern. Die Kopulation von Geschichte und Geologie nimmt im oder mit dem Anthropozän planetarische Ausmaße an. Die Kreuzung...