Reges Treiben, chaotische Szenen, das ist normalerweise der Bühne vorbehalten. Nicht so beim diesjährigen Brechtfestival in Augsburg, das unter den neuen Künstlerischen Leitern Tom Kühnel und Jürgen Kuttner zu einem Spektakel wurde, einem Volksfest als sozialem Laboratorium, das samt Riesenrad und Dutzenden Inszenierungen zugleich eine Hommage an den Augsburger Plärrer darstellte, Schwabens größten Jahrmarkt, bei dem sich Jung und Alt tummeln und den auch Brecht geliebt haben soll.
An zwei Abenden mit dem Titel „Spektakel I und II“ wurde das Festivalgelände zu einer einzigen Szenerie – und das Publikum war plötzlich mittendrin. An die Hand gab es einen Spielplan, der zum Stadtplan des Festivalgeländes wurde, auf welchem man sich treiben ließ oder zielstrebig versuchte, ans Ziel zu gelangen. Ziele aber gab es zuhauf, und so traten die Pläne oft in den Hintergrund, wenn der Zufall einen in die nächste Attraktion verschlug. Durch labyrinthische Gänge zwischen Bühne, Umkleiden und Lagerhallen schlängelte sich das Publikum, nur um am Popcornstand hängen zu bleiben und sich dann doch in ein ganz anderes Lehrstück katapultieren zu lassen. Vieles wirkte improvisiert, und doch vermutete man einen Masterplan hinter dem Geschehen, was zugleich für Verwirrung sorgte und allerhand Spontanität bei den Besuchern gebar.
Kühnel und Kuttner müssen...