Ausbeutung
von Adolf Dresen
Erschienen in: Recherchen 93: Der Einzelne und das Ganze – Zur Kritik der Marxschen Ökonomie (05/2012)
Marx’ entscheidender ökonomischer Ansatz ist die strikte Trennung von Wert und Gebrauchswert, in dieser Trennung ist für ihn alle Entfremdung der Warenproduktion enthalten. Daß der Bourgeois Wert, nicht Gebrauchswert produziert, macht ihn zum Kapitalisten, trennt ihn vom Menschen; daß der Proletarier den Wert seiner Arbeitskraft als Lohn ersetzt bekommt, während sie den Gebrauchswert hat, „Quelle von Wert zu sein und von mehr Wert als sie selbst hat“40, macht ihn zum Ausgebeuteten; daß auf der einen Seite ein unrealisierter Reichtum, auf der andern ein unbefriedigter Mangel entsteht, ist Folge der Wertform des Reichtums, der Wertfessel des Gebrauchswerts; Krisen entstehen, weil Gebrauchswert sich nicht in Wert verwandeln, sich nicht realisieren läßt; Kommunismus endlich ist die Aufhebung dieser Wertform und Freisetzung des Reichtums.
Marx setzt ursprünglich der klassischen bürgerlichen Werttheorie (Ricardo) Widerstand entgegen. In dieser bekommt der Arbeiter im Lohn ein Äquivalent für seine Arbeit, und Marx scheint Äquivalenten- tausch und Ausbeutung zunächst unvereinbar. Es ist später seine wichtigste ökonomische Leistung, gezeigt zu haben, wie Ausbeutung gerade in Äquivalententausch stattfinden kann, Enteignung des Lohnarbeiters ohne Bruch der Zirkulation, bei Austausch der Waren (z.B. auch der Ware Arbeitskraft) zu ihrem Wert. Das ist keineswegs eine Schwächung der Kritik am...