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Kunst: Alles ist Skulptur
Erschienen in: Theater der Zeit: Die Menschenbaustelle – Bühnenexperimente am Bauhaus Dessau (02/2014)
Mit 19 war sie bildschön. Die Jungs von der Berliner Filmakademie rissen sich darum, sie in ihren Filmen mitspielen zu lassen. Aber Isa Genzken wollte selbst welche drehen, verbaselte allerdings die Aufnahmeprüfung, begann daraufhin, Kunst zu studieren – und wurde eine der bedeutendsten Künstlerinnen der Gegenwart. In ihrem berühmt gewordenen Film „Die kleine Bushaltestelle (Gerüstbau)“ spielt sie dann doch vor der Kamera, gemeinsam mit ihrem Künstlerfreund Kai Althoff. Die acht Episoden sind frei nach Andy Warhols „Chelsea Girls“ aufgenommen. Ein 70-minütiges Filmalbum, in dem alles vorkommt, was ihr wichtig erscheint und ihr eigenes Künstlerinnenleben beeinflusst hat. Bei Buster Keaton und Architekturmoderne angefangen bis hin zum glamourösen Undergroundfeeling liefert der Film herzzerreißend komische Paarkonstellationen, Rollentauschspiele und Identitätswechsel. Wenn Genzken sich Cindy-Sherman-like vor der Kamera rekelt und voller Lakonie über den Beruf als Prostituierte nachdenkt: „Ich mache das hier, bis mich keiner mehr will“, oder sich lauthals weigert, auf ihrer eigenen Vernissage zu erscheinen, dafür viel lieber im Hotelbett liegen bleibt, ergeben die zahlreichen Geschichten um die wilde Renitenz ihrer Person ganz plötzlich einen Sinn. Jahrzehntelang gilt Isa Genzken als Femme fatale, als exemplarische Aussteigerin mit unsagbar radikalen Werkbrüchen. Sie rauscht durch die Kunstszene, lernt Lawrence Weiner und Dan Graham kennen, performt...