Theater der Zeit

Magazin

Im surrealen Partykeller

In der Prager Spielstätte Jatka 78 und am Berliner Chamäleon Theater arbeitet der tschechische Cirk La Putyka an einer Vision des Neuen Zirkus

von Mirka Döring

Erschienen in: Theater der Zeit: Isabelle Huppert: Exklusiv im Gespräch (06/2016)

Umpf umpf umpf umpf umpf. Zum basslastigen Beat wackelt sich eine Kontorsionistin warm. Umpf. Eine Hand auf die Stütze. Umpf. Zweite Hand auf die Stütze. Umpf umpf umpf. Ihre Beine gleiten wie an Fäden gezogen im waghalsigsten Spagat in die Luft und biegen sich so weit über ihren Kopf zurück, dass die eigene Wirbelsäule allein vom Zusehen knirscht. Unweigerlich schiebe ich mein Becken vor und drücke meinen Rücken rund. Autsch.

Lisa Angberg grüßt die sich an ihr vorbeistaunenden deutschen Pressereisenden fröhlich, während sie in einem Meter Höhe ihre equilibristischen Bewegungsabläufe übt. Immer wieder von vorn. Umpf. Eine Hand auf die Stütze. Umpf. Zweite Hand auf die Stütze. Umpf umpf umpf.

Drinnen dumpfer Techno, draußen enervierender Plastikpop. Mitten im Vietnamesenmarkt in Prags 7. Bezirk liegt der ehemalige Schlachthof, den sich der tschechische Cirk La Putyka unter dem Namen Jatka 78 zur neuen Heimat machen konnte, nachdem die ursprüngliche abgebrannt war. Der damalige Bürgermeister war ein großer Fan der 2009 von den Brüdern Rostislav und Vít Novák, der achten Generation einer berühmten tschechischen Puppenspieler-Dynastie, gegründeten Zirkustruppe und sicherte ihr die Hallen für fünf Jahre zu. Dort hat der tschechische Neue Zirkus seit November 2014 einen idealen Ort, der gleichermaßen als Spielstätte, Musikclub...

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