Gerade noch zwei Vorstellungen konnten in der Lokremise, der Zweitspielstätte des Theaters St. Gallen, vor der erneuten pandemiebedingten Schließung der Schweizer Bühnen gespielt werden. Gerade noch zwei Mal durften fünfzig Menschen dabei zusehen und -hören, was der Schauspielchef Jonas Knecht mit Wolfram Lotz’ preisgekröntem Stück „Die lächerliche Finsternis“ anstellt, das 2014 am Wiener Burgtheater uraufgeführt worden war. Gerade noch gelingt inmitten dieser sonderbar viralen Ungemütlichkeit ein Streich der Superlative. Und richtiggehend verklärt verlässt man den wunderbaren Theaterraum, schwankend, ein bisschen wie in einem Boot. Oder in einem Kanu, wie es – purpurrot – auf der Bühne steht, dann wieder liegt und nicht nur als Requisit an den Ostschweizer Künstler Roman Signer erinnert: Auch er ist einer wie Lotz, ein humoriger Melancholiker, der gern im Wasser mit dem Feuer der Unwägbarkeit spielt.
So darf also Theater sein: so behände an den Rissen, den Verwerfungen entlang inszeniert, dass die Harmlosigkeit von selbst das Weite sucht. Das von Wolfram Lotz ursprünglich als Hörspiel angelegte Stück ist hier in einer Mischform aus Musik- und Sprechtheater zu erleben; längere Passagen werden über Kopfhörer eingespielt. Das Wechselspiel von sehendem Hören und hörendem Sehen zieht die Sinne in einen Wahnstrudel; man scheint selbst Teil dessen zu sein,...