Der Körper ist eine Bibliothek
Gespräch mit Koffi Kôkô
von Johannes Odenthal und Koffi Kôkô
Erschienen in: Recherchen 27: Tanz Körper Politik – Texte zur zeitgenössischen Tanzgeschichte (10/2012)
Im Zentrum Ihres Lebens steht eine Auseinandersetzung mit dem Körper. Tanz, Theater, Kunst, aber auch Spiritualität und Leben, alles ist mit dem Verstehen des Körpers verbunden. Wie definieren Sie aus dieser sehr komplexen Sicht des Körpers das, was wir hier in Europa als zeitgenössischen Tanz beschreiben?
Wenn ich es scherzhaft formuliere, dann ist der Tanz das Wissen darum, wie man geht. Aber gleichzeitig ist der Tanz eine besondere Art, sich mit dem Körper auszudrücken; und zwar etwas auszudrücken, das wir mit dem Wort oder mit der Schrift nicht sagen können. Etwas, das man auch nicht mit der Malerei oder mit der Musik ausdrücken kann. Der Tanz ist, positiv formuliert, Ausdruck von all dem, was man nur mit dem Körper sagen kann.
Ich beschreibe hier meine sehr persönliche Perspektive auf den Tanz. Der Tanz ist nicht nur das, was anders nicht auszudrücken ist. Er ist auch all das, was man meditieren kann. Eine Art Gebet, aber eben ein Gebet durch den Körper. Es ist die konkrete, visuelle Manifestation der Empfindungen, der Wahrnehmungen, der inneren Ereignisse, des Schocks.
Sie sprechen von einer inneren Wahrnehmung. Normalerweise wird Tanz als visuelle Kunstform beschrieben. Das ist der Körper in der Ansicht von Außen, das ist...