Am letzten Oktoberwochenende, kurz vor dem zweiten pandemiebedingten Lockdown, konnte sie zum Glück noch stattfinden: die dritte Ausgabe der von Schauspielerin Lisa Jopt und Dramaturgin Nicola Bramkamp initiierten und organisierten Tagungsreihe Burning Issues. Nach dem Auftakt am Theater Bonn 2018 und der in das Programm des Berliner Theatertreffens eingebetteten zweiten Ausgabe 2019 heißt es 2020: „Burning Issues meets Kampnagel“. Das Hamburger Produktionshaus ist nicht nur Veranstaltungsort, sondern hat auch das Programm mitgestaltet, wodurch eine wichtige Öffnung zur freien Szene markiert ist. Während in den ersten Jahrgängen vor allem Geschlechterungleichheit in der Branche als zentrales „brennendes Thema“ auf der Agenda stand, erweitert sich in diesem Jahr das Sichtfeld, um – durchaus selbstkritisch – nicht mehr nur die eigene privilegierte Bubble der Arbeitswelt weißer Frauen an Stadttheatern in den Blick zu bekommen, sondern auch andere Brandherde innerhalb des komplexen institutionellen Gefüges der deutschsprachigen Theaterlandschaft zu thematisieren. Es gilt, mit den Worten der Choreografin Sonya Lindfors, zu begreifen, dass zahlreiche Orte innerhalb der Theaterwelt für Menschen eingerichtet sind, die der gesellschaftlichen Norm entsprechen (weiß, cisgender, hetero, körperlich gesund etc.), und dass diese, eben weil sie der Norm entsprechen, häufig blind dafür sind, all die Ausschlüsse und Diskriminierungen, die die Institution beständig (re)produziert, überhaupt...