Zwischenruf
Was ist Forschritt im Theater?
Eine Frage der Kommunikation
Erschienen in: ixypsilonzett: Veränderungen wahrnehmen – Fortschritt(e) auf junger Bühne (10/2015)

Mitkas, ein ungarischer Jugendlicher, Teilnehmer der Free School von Arpad Schillings Produktionsstätte Kretakör in Budapest, eröffnete seinen Redebeitrag bei einer internationalen Konferenz in Wien zum Thema Macht, Peripherie und Kulturpolitik wie folgt: Er ist es leid, zu hören, dass sie, die jungen Menschen, die Zukunft seien. Er ist die Gegenwart, und er hat etwas zu sagen. Jetzt schon.
Mitkas hat Recht: Sprache und Kommunikation sind Mittel der Machtausübung. Schon in der Art wie wir jemanden ansprechen, weisen wir ihm einen Platz in der gesellschaftlichen Ordnung zu. Mit dem Verweis auf die Wichtigkeit der Jugend in der Zukunft halten wir ihnen gleichzeitig ihre aktuelle Machtlosigkeit vor. Mit Sprache schaffen wir Fakten und bringen eine Haltung zum Ausdruck.
Für mich bedeutet Fortschritt im Theater, damit zu beginnen, dieses „Jetzt schon“, das Mitkas einfordert, zu ermöglichen. Wichtige Voraussetzung dafür ist die Kommunikation mit den Jugendlichen, die Art der Ansprache und im Besonderen die Kommunikation über die Jugendlichen.
Die Stadt- und Staatstheater haben da einen ganz klaren Nachholbedarf. Sie kommunizieren letztlich fast gar nicht mit den jungen Menschen, die für sie eher in ihrer Funktion als Publikum der Zukunft interessant sind. Bis das soweit ist, kümmert sich in Deutschland die große und großartige Kinder-...