5.3 „Nutze deine Intelligenz!“ versus „Sei nicht so sehr im Kopf!“
von Dan Richter
Erschienen in: Improvisationstheater – Die Grundlagen (10/2018)
Wenn wir uns kollektive Improvisation als den Bau eines Turmes vorstellen, so legen wir immer abwechselnd Steine aufeinander, die gerade zur Hand sind. Wir akzeptieren das bereits Erschaffene und fügen Neues hinzu. Wie kann das aussehen?
Szene 1
A: „Ich habe den Tisch gedeckt.“
B: „Danke.“
Szene 2
A: „Ich habe den Tisch gedeckt.“
B: „Danke, Schatz.“
Szene 3
A: „Ich habe den Tisch gedeckt.“
B: „Danke. Mein Vater wird sich freuen.“
A: „Ich habe den Tisch gedeckt.“
B: „Danke, Schatz. Mein Vater wird sich freuen, dass du dir solche Mühe gemacht hast für seinen 70. Geburtstag. Du weißt, er ist in solchen Dingen immer ganz schön pingelig: Eine falsch gefaltete Serviette und er rastet aus wie ein Stier.“
Wenn wir uns die vier Szenen anschauen, werden wir verschiedene Maße des Hinzufügens finden.
In Szene 1 geschieht nicht viel mehr, als dass der Mitspieler einfach akzeptiert. „Danke.“ Und es gibt Szenen, in denen genügt das auch. Selbst am Beginn einer Szene kann der Tonfall, in dem dieses eine Wort gesagt wird, schon sehr viel transportieren: Ist es ein gelassenes „Danke“, wie es ein Kellner zu seinem Kollegen sagt? Oder steckt tiefempfundene Dankbarkeit dahinter, wie bei jemandem, der erkennt,...