Sowjetunion
Aus der Werkstatt des Sowjetfilms
von Wladimir Petrow
Erschienen in: Theater der Zeit: Objektive Kritik? (09/1946)
Wie ich an dem Film „Ohne Schuld schuldig“ arbeitete
Ich schreibe die Drehbücher für meine Verfilmungen klassischer Stücke, von denen ich Ostrowski besonders liebe, stets selbst und ich muss zugeben, dass das der schwierigste Teil meiner Arbeit ist.
In den Stücken Ostrowskis entwickelt sich die Handlung allmählich; der Dialog ist ruhig, ohne jede Übereilung. Der Film verträgt ein solches Verharren und das langsame Tempo nicht. Doch die Erzählung Ostrowskis gibt ein ausgezeichnetes Material für eine Filmhandlung ab.
Die matte Szene in der Garderobe der Korinkina gibt dem Film die Möglichkeit, die Handlung auf das ganze Theater auszudehnen, die Aufführung einzubeziehen, den Zuschauerraum, die Garderoben der Schauspieler, die Loge des Gouverneurs, die Kulissen.
Manchmal sucht man sich bei der Bearbeitung eines Auftritts im ganzen nur fünf Sätze heraus, in denen der Sinn des ganzen Auftritts und der Charakter der Hauptfiguren umrissen ist. Doch wie soll man das Geschehen aufbauen, damit diese fünf Sätze ihre Wirkung tun? Es wäre viel leichter, den ganzen Auftritt neu zu schreiben; doch das hieße, dem Gesetz des geringsten Widerstandes folgen, das den Drehbuchautor unter Umständen weit über die Grenzen einer Verfilmung hinausführen kann.
Die Kürzungen bringen noch eine andere Gefahr mit sich. Bei der Zusammenfassung des...