Magazin
Hoffnung im Widerspruch
Zum dritten und letzten Mal erlebte Augsburg das Brechtfestival unter der Leitung von Patrick Wengenroth
von Chris Weinhold
Erschienen in: Theater der Zeit: Umkämpfte Vielfalt – Das Theater und die AfD (04/2019)
Ein Festival für „Städtebewohner*innen“ sollte es werden – für, in und mit den Menschen aus Augsburg. Dazu wurden die Spielorte in der gesamten Stadt gestreut, die Lage „marginalisierter“ Menschen in der Stadt „sichtbar“ und die Zuschauerinnen und Zuschauer selbst zu Spielenden gemacht. In seiner letzten zu verantwortenden Festival-Ausgabe brachte Patrick Wengenroth wieder mal verschiedene performative Formate und Gruppen nach Bayern, deren Arbeiten er im Jargon des Engagements unter dem Festival-Motto subsumierte: „Moral to go“. Ästhetischer Schwerpunkt war die Erweiterung des Begriffs der Theaterkunst aus der Perspektive des Performativen, für die Theaterkollektive wie Raum+Zeit, andcompany&Co oder She She Pop stehen, auch im Sinne einer „Konfrontation Brechts mit der Gegenwart und der Gegenwart mit Brecht“, so Wengenroth.
Die Gruppe Raum+Zeit (Alexandra Althoff, Lothar Kittstein und Bernhard Mikeska) holte in ihrer szenischen Installation „Antigone::Comeback“ Brecht dann auch ganz wörtlich in die Gegenwart – in die der Besucherinnen und Besucher, die nicht mehr nur zusahen und zuhörten, sondern angesehen und angesprochen wurden. Die Situation: Proben zu Brechts „Antigone“. Mittels einer VR-Brille, als Helene Weigel auf der Bühne stehend, wurde man von Brecht angewiesen, vor allem aber zurechtgewiesen – so sollte der Seelenzustand Weigels während der Proben selbst erfahren werden. Beklemmende Szenen, die jedoch gegen...