Theater der Zeit

Abschied

Der Löwe

Mit Gert Voss zu spielen hieß, an das Theater zu glauben. Ein Nachruf

von Lars Eidinger

Erschienen in: Theater der Zeit: This Girl: Die Schauspielerin Johanna Wokalek (09/2014)

Assoziationen: Akteure

Das Erste, was mir über Gert Voss erzählt wurde – da ging ich noch zur Schauspielschule – war, dass er der größte Schauspieler Europas sei, aber auch, dass man ihn als Partner auf der Bühne fürchten müsse, da er unberechenbar sei und es nicht dulde, wenn ihm jemand die Show stehle. Er greife dabei zu jedem Mittel, um den Kollegen in seine Schranken zu weisen. Damals kannte ich Gert Voss nicht, hatte ihn auch noch nie auf der Bühne spielen sehen, aber dieses Schauermärchen hat sich mir so eingeprägt, als sei dieser Schauspieler die Inkarnation eines Albtraums jedes Partnerspiels.

Leibhaftig habe ich ihn dann zum ersten Mal als Magier Teddy Brooks in „Der Illusionist“ an der Berliner Schaubühne gesehen. Ich weiß nicht mehr, von wem die Inszenierung war, und ich kann mich auch sonst an nichts mehr erinnern – außer an Gert Voss. Ich konnte auch an diesem Abend auf nichts anderes schauen als auf ihn. Er war wie ein Magnet für die Augen. Ich war immer gespannt, was er als Nächstes tun würde, staunte, was er alles vermochte, und wollte verstehen, wie er es machte, dass man sich ihm nicht entziehen konnte. Dabei wirkte alles so unangestrengt, selbstverständlich und...

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