Zu den Eigenheiten des alle zwei Jahre in Dortmund stattfindenden Theaterfestivals Favoriten gehört, dass jede neue Ausgabe seit einiger Zeit ein neues Leitungsteam hat. Als es 1985 unter dem Namen Theaterzwang ins Leben gerufen wurde, war es als Leistungsschau der freien Theaterszene in NRW konzipiert. Von dieser Idee haben sich Fanti Baum und Olivia Ebert, die gegenwärtigen Festivalleiterinnen, schon mit der Entscheidung gelöst, sechzehn und nicht wie üblich zehn Arbeiten einzuladen. Ihre Favoriten waren eine klare Absage an alle Mechanismen des Theatermarktes. Statt eine letztlich nur die subjektive Wahrnehmung der Auswahljury widerspiegelnde Schau der Besten zusammenzustellen, haben die beiden aus Frankfurt kommenden Kuratorinnen versucht, den Stand der Dinge und Debatten abzubilden. Jede der eingeladenen Inszenierungen steht repräsentativ für aktuelle Strömungen in der freien Szene. So war die Eröffnung mit „Fin de Mission / Ohne Auftrag leben“, eine gemeinsame Produktion des kainkollektivs mit der aus Kamerun kommenden Gruppe OTHNI, ein klares Bekenntnis zu einem postkolonialen Theater, in dem sich europäische und afrikanische Traditionen gegenseitig befruchten.
Einen ähnlich diskursiven Ansatz verfolgt auch die Gruppe I can be your translator mit ihrem Inklusionsprojekt „Das Konzept bin ich“. Diese Recherchearbeit zu den Euthanasie-Programmen der Nationalsozialisten, in der Dokumentarisches auf Reflexionen über die Theaterarbeit trifft,...