Eine Frau lehnt von außen am geöffneten Fenster eines dunklen Mercedes, man sieht nur ihre langen Beine, die in roten Overknee-Stiefeln verschwinden …
Das Bild ist eindeutig – und es ist nicht das des Kindermädchens, das den Maxi-Cosi auf dem Rücksitz einer Familienkutsche zurechtruckelt. Obwohl beide, Nanny wie Prostituierte, mit ihren beruflichen Tätigkeiten im Dienstleistungsgewerbe gar nicht so weit voneinander entfernt sind, ist es nicht diejenige, deren Ware schlichtweg Sex ist, die gesellschaftlich akzeptiert wird – sondern die andere, die den Prototyp der reinen und wahren Liebe verkauft: die der Mutter zu ihrem Kind.
Pinke Bettwäsche auf oller Matratze, schmutzige Wände. Das Blattgrün neben dem Nachttisch hat auch schon bessere Tage gesehen. „Zu Hause ist’s schöner“, stellt die Performerin fest. Für den Kunden sieht es so aus, als befände sich Liad Hussein Kantorowicz in einem zwar trostlosen, aber doch immerhin in einem Zimmer. Dabei streichelt sie ihre Brüste auf offener Bühne. Zwischendurch bekommt sie Regieanweisungen: „Ein bisschen weiter links“, „Vorsicht, man sieht das Mikro.“ Während sie sich auf den Hintern klatscht oder ihr Dekolleté befächert, schaut nicht nur das Publikum vom Bühnenrand aus zu, sondern auch eine unbestimmte Anzahl von Männern, die, anonym, am anderen Ende der Webcam sitzen, in...