Theater der Zeit

Theater der Zeit 10/2014

Blackfacing

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Editorial

Eine Hafenstadt in Europa. Zwei illegale Einwanderer stehen am Strand: Fadoul und Elisio. Der eine im Anzug, der andere in Unterhosen, die dicken roten Lippen leicht geöffnet, die Schminke im Gesicht glänzend schwarz. Dieser Bildausschnitt, zitiert aus Michael Thalheimers Inszenierung von Dea Lohers „Unschuld“ am Deutschen Theater Berlin, hat mittlerweile Geschichte geschrieben. Eine Protestgeschichte. Eine Wutgeschichte. Und langsam, aber sicher auch eine Debattengeschichte. War den meisten in Deutschland lebenden weißen Theaterkennern das Wort Blackfacing lange unbekannt, wisse das deutsche Theater jetzt zumindest, wie man es schreibt, erklärt Matthias Dell. Indes: Was es bedeutet, wisse man nicht. Der Schwerpunkt im Oktober geht der Debatte um das Thema Blackfacing nach, diskutiert den Einsatz dieses Theatermittels im Zeichensystem deutschsprachiger Inszenierungen und verweist auf …

Künstlerinsert

Thema: blackfacing

  • Unser Problem

    Das deutsche Theater weiß mittlerweile zwar, wie man Blackfacing schreibt, schmiert sich aber immer noch schwarze Schminke ins Gesicht

    von Matthias Dell

  • Anzeige

  • Weiße parodieren Schwarze – Mit Michael Thalheimers Inszenierung von „Unschuld“ (2011 am Deutschen Theater, hier mit v.l. Andreas Döhler und Peter Moltzen) kochte die Diskussion um Blackfacing hoch. Foto Arno Declair

    Echt kein Brecht

    Blackfacing ließe sich als Verfremdungseffekt nutzen – wenn der Rückgriff darauf reflektiert würde

    Seit vielen Jahrzehnten verfolge ich das deutschsprachige Theater mit leidenschaftlichem Interesse und mir sind nur wenige Künstler begegnet, die historisch, politisch oder ästhetisch naiv wären. Als ich also von den …

Protagonisten

Festivals

  • Die Hurentherapie

    Das Internationale Sommerfestival auf Kampnagel in Hamburg rückt Sexarbeit ins Zentrum und schafft damit Räume zur Selbstpräsentation

    von Mirka Döring

    Eine Frau lehnt von außen am geöffneten Fenster eines dunklen Mercedes, man sieht nur ihre langen Beine, die in roten Overknee-Stiefeln verschwinden … Das Bild ist eindeutig – und es …

  • Im Museum Weimar

    Zwischen Ausstellungsführungen und Stadtparcours – Christian Holtzhauer inszeniert sein erstes Kunstfest und gibt der Stadt die Hauptrolle

    von Michael Helbing

Kolumne

SCORES – Insert Tanzquartier Wien

Look Out

  • Sergej Lubic. Foto privat

    Der Finger auf der Wohlstandswunde

    Der Oberhausener Schauspieler Sergej Lubic gibt sich einer lyrischen Melancholie hin

    von Friederike Felbeck

    Es hätte ihn auch in die Banlieues von Paris verschlagen können. Als angehender zweisprachiger Ethnologe hätte er die Vorort-Wut seziert und dokumentiert. Als Sachsen im vergangenen Jahr in den Wassermassen …

    Foto: privat

Auftritt

Stück

  • Das Tierreich

    Beliebig viele junge Frauen und Männer spielen folgende Rollen: Vanessa Alatriste Niko Antonopoulos Nele Brunner Marko Fehring Elisabeth Fürle Franziska Fürle Britta Gerke Vincent Hagen Jasper Hauff-Samel Regine Hummel Pinar …

    von Jakob Nolte und Michel Decar

Magazin

Aktuell

  • Meldungen

    ■ Am 8. November 2014 wird zum neunten Mal der Deutsche Theaterpreis Der Faust verliehen. Der von der Kulturstiftung der Länder, der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste und einem jährlich …

Aktuell: in nachbars garten

  • Film: Was kostet der Mensch?

    Sascha Anderson war der Star der Ost-Berliner unabhängigen Literatenszene. Ein charismatischer junger Mann, gut bekannt mit Christa und Gerhard Wolf, Franz Fühmann, Heiner Müller, aber auch mit einflussreichen Journalisten aus …

    von Ralf Schenk

  • Literatur: Am Sein tunen

    Thomas Melles Roman „3000 Euro“ entwirft ein überraschendes Szenario der Selbstermächtigung von gesellschaftlichen Randexistenzen. Auch wer keinen Besitz mehr hat, verfügt noch über Werkzeuge. Zumindest über Instrumente der Selbstinszenierung und …

    von Tom Mustroph

  • Musik: Musikalische Fußabdrücke

    Shara Worden ist vor einigen Jahren von Brooklyn nach Detroit gezogen. Seither hat die einstige Bandgefährtin von Sufjan Stevens den Verfall des amerikanischen Traumes direkt vor Augen: Sie lebt mit …

    von Ulrike Rechel

  • Kunst: Historienpanorama

    Wie inszeniert man ein Historiendrama? Am besten in einzelnen Bruchstücken, die man aus der Vergangenheit hervorholt, und indem man dabei nach und nach längst vergessene Situationen aufscheinen lässt. Fast meint …

    von Ute Müller-Tischler

Gespräch

  • Was macht das Theater, Neil LaBute

    Herr LaBute, Ihre Stücke betrachten häufig das Menschliche. Ist es einfacher, politische Themen in dieser Verkleidung zu verkaufen? Mein politisches Schlachtfeld sind immer die Leute. Es geht um sexuelle, persönliche …

    von Elke Frings und Neil LaBute