Magazin
Linzers Eck: Zwischen Aufbruch und Agonie
Verstreute Rückblicke auf die Berliner Spielzeit 2013/14. Fragmentarisch
von Martin Linzer
Erschienen in: Theater der Zeit: Mirco Kreibich: Brüchiger Zeitspieler (06/2014)
Die Jury des Friedrich-Luft-Preises der Berliner Morgenpost, der ich nicht mehr angehöre, hat für das Jahr 2013 die Schaubühnen-Inszenierung „For the Disconnected Child“ von Falk Richter ausgewählt. Das werde ich aus verschiedenen Gründen nicht kommentieren.
Die Jury des Berliner Theatertreffens hat für 2014 aus Berlin die Volksbühnen-Inszenierung „Ohne Titel Nr. 1“ von Herbert Fritsch ausgewählt. Ich werde den Teufel tun, das zu kommentieren.
Am spannendsten ging es in dieser Saison am Maxim Gorki Theater zu: Mit neuer Mannschaft wurde die Kreuzberger Naunynstraße Richtung Unter den Linden verlängert, ein theatralisch-postmigrantischer Tempel aufgemacht, das Logo erneuert – das ist, was neue Theaterleitungen öffentlichkeitsgeil immer als Erstes tun –, die neue Chefin Shermin Langhoff lud die Premierengäste zum Sektempfang ein, auch eine Fangruppe hat sich etabliert – die bejubelt bei den Premieren noch den größten Schwachsinn. Zum Saisonauftakt sollte mit Tschechows „Kirschgarten“ einerseits an die Tradition des Hauses erinnert, andererseits durch Besetzung und sinnige Retuschen am Text das neue Konzept manifestiert werden, was gelang, wenn auch etwas verklemmt und mit zu spürbarer Absicht. Immerhin, es gab große Abende – „Common Ground“ von Yael Ronen, eine Zeitreise durch das alte Jugoslawien mit direkt Betroffenen, war, weil hier Anspruch und Ergebnis zusammenfielen, einer der...