Hybridisierung und Multikulturalismus
von Pia Kleber und Volker Gransow
Erschienen in: Recherchen 114: Fiebach – Theater. Wissen. Machen. (06/2014)
Im Folgenden soll es um kurzen einen Dialog gehen, der Grenzen überschreitet. Eine kanadische Theaterwissenschaftlerin (Pia Kleber) und ein deutscher Soziologe (Volker Gransow) unterhalten sich über den Kulturwissenschaftler Joachim Fiebach. Ein Dialog also nicht nur zwischen Kontinenten, sondern auch zwischen Disziplinen. Insbesondere soll nach den Ergebnissen von Fiebachs Werk und nach den Perspektiven weiterer Forschung gefragt werden.
I
Pia Kleber: Fiebach war mir aus der Lektüre seiner Bücher bekannt. Jeder Theaterwissenschaftler hatte zumindest Von Craig bis Brecht gelesen, ein Buch, das die Umbrüche des europäischen Theaters seit dem Ende des 19. Jahrhunderts beschreibt.1
Endlich traf ich ihn eines Tages (1987/88) in der Dramaturgie des Berliner Ensembles bei Gisela Schlösser. Er entsprach überhaupt nicht meinen Vorstellungen von einem bedeutenden deutschen Professor. Er war nicht arrogant oder besserwisserisch, sondern eher zurückhaltend, leise und fast schüchtern. Er ist sich seines Rufes nicht bewusst. Ein Gespräch mit ihm offenbarte nicht nur das intellektuelle Potential, sondern auch seine menschliche Seite. Der erste Schritt auf dem Weg zu einer inspirierenden Freundschaft war getan.
Es dauerte nicht lang, bis Fiebach nach Toronto kam. Großzügig half er mit konzeptionellen Vorschlägen beim Aufbau des University College Drama Program an der University of Toronto. Wir haben auch im Laufe...