Zurück aus der Zukunft“ betitelte Boris Groys jüngst eine Sammlung von Aufsätzen. Mit dem Schlagwort will er nicht nur die Lage in den ehemaligen Staaten des Ostblocks charakterisieren, sondern „die postkommunistische Situation“ besagt weit mehr. Sie ist eine Kategorie der Universalgeschichte. Ob Platon, Thomas Morus oder die utopischen Frühsozialisten des 19. Jahrhunderts – ihnen allen galt die Zukunft als Fernhorizont der Verheißung, ein Raum des Anderen, in dem sich außerordentliche Dinge abspielen sollten. Ein Erwartungshorizont, dem mit Zuversicht entgegengeblickt wird. Die politische Organisation der Arbeiterbewegung, die Wandervögel im Kaiserreich, die singen „Mit uns zieht die neue Zeit“, oder Marinetti, der die Innovationsschübe der Technik als Ankunft des Offenen enthusiastisch begrüßt, selbst wenn sie Tod und Verderben bringen, sie empfinden sich als Verkörperung eines offenen Horizonts des Möglichen. Zukunft gilt als Option des Besseren. Die Utopie, seit Jahrtausenden in den Träumen der Völker besungen, scheint zum Greifen nah.
Signifikant für das „kurze Jahrhundert der Extreme“, wie Eric Hobsbawm die Spanne zwischen 1918 und 1989 tauft, ist der Versuch, mit exorbitanter Opferbereitschaft das bis dahin nur in der Traumzeit existierende Imaginäre in der geschichtlichen Wirklichkeit zu verankern. Die elektrifizierten Träume der Völker speisen die Motoren jener gesellschaftlichen Maschinen, mit denen das Jenseits...