Für den Untersuchungsabschnitt, der die Analyse von Ariadne enthält, soll anhand der DdA der Begriff der instrumentellen Vernunft, wie sie das Subjekt im Zusammenhang seiner Selbstbehauptung gegenüber einer übermächtigen Natur ausgebildet hat, im Kontext der Oper beleuchtet werden. Ausgehend von der These, dass das Schicksal der Ariadne recht eigentlich auf ein Herrschaftsverhältnis der Vernunft zurückzuführen ist, das sich mit dem Tod von Minotauros und der damit einhergehenden Repression einer äußeren wie auch inneren Natur konstituiert sieht, scheint ihr Leiden auf Naxos das des modernen Menschen zu sein. In diesem Analogieverhältnis von Odysseus und Ariadne sollen zur Erhellung die psychoanalytischen Schriften von Sigmund Freud und die analytische Psychologie von Carl Gustav Jung hinzugezogen werden, um die Folge dieser psychodynamischen Prozesse, die die Triebsublimierung als kulturelles Phänomen für den Menschen nach sich zieht, darstellen zu können. Durch das theoretische Labyrinth hindurch wird so ein Faden gesponnen, »nicht, um diese minotaurische Unform von der Welt zu tilgen, [auch nicht], um sich in ihrem Chaos zu verlieren«161, sondern um sich der Frage zu widmen, inwiefern der Tod von Minotauros, der Ariadne auf die Insel Naxos führte, nicht eine Entleerung des Seins zur Folge hat.
161 Deleuze, Gilles/Foucault, Michel: Der Faden ist gerissen, Berlin 1977, S. 7.