Gespräch
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von René Pollesch, Anja Dürrschmidt und Thomas Irmer
Erschienen in: René Pollesch – Arbeit. Brecht. Cinema. – Interviews und Gespräche (05/2024)
Nachdem René Pollesch mit Beginn der Spielzeit 2001/02 in den Prater der Berliner Volksbühne eingezogen war, konnte er seine Arbeit kontinuierlich an einem und für einen Ort entwickeln. Die Heidi Hoh-Trilogie hatte seiner Arbeit eine besondere Aufmerksamkeit beschert, vor allem aber ein Verstehen seiner Themen wie die auf neue Weise entfremdete Arbeitswelt von Heidi Hoh und die nun mit der Wohnfront-Serie weiter entwickelten Fragen von Selbstausbeutung als vermeintlicher Selbstverwirklichung und der Ortlosigkeit von Zuhause. Das Gespräch fand Anfang November 2001 in der benachbarten Prater-Gaststätte statt und erschien in der Dezember-Ausgabe von Theater der Zeit als Auftakt eines Schwerpunkts zu neuen Arbeitswelten.
Lieber René Pollesch, wie kaum ein anderer Theatermacher bist du schon seit einigen Jahren an dem Thema der neuen Arbeitswelten dran, und zwar in einer eigenen Theaterform, in der das Verwischen aller Grenzen und Orte in der Dienstleistungsarbeit immer wieder behandelt wird. Warum wurde das zu deinem Thema?
Das trifft vor allem auf die Heidi-Hoh-Serie zu, jetzt gerade auf „Menschen in Scheiß-Hotels“, und hat zuallererst mit mir und der Situation der Schauspieler zu tun, mit denen ich zusammenarbeite. Wie sehen unsere Lebens- und Arbeitsverhältnisse aus, warum bin ich so viel unterwegs, inwieweit fühlen wir uns aufgefordert, uns zu...