Kommentar
Alle Jahre wieder
Ein weiteres Spargutachten versetzt den Kulturraum Oberlausitz-Niederschlesien in Aufruhr
von Michael Bartsch
Erschienen in: Theater der Zeit: Das große Kegeln – Zur Machtdebatte am Theater (06/2021)
Assoziationen: Debatte
Déjà-vu. Schon wieder eine dieser en suite gespielten Tragödien mit Mordversuchen am für entbehrlich gehaltenen kulturellen Ballast. Und das in einer Zeit unfreiwilliger kultureller Entbehrungen! Seit der Übernahme der viel zu opulenten Kulturlandschaft Ost 1990 halten sie sich hartnäckig in den Planspielplänen der Kommunalpolitiker. Eine der trefflichsten Antworten auf den Dauerspardruck fand beispielsweise 2014 das Anhaltische Theater Dessau mit seiner an die Landesregierung adressierten Parodie der „Beggar’s Opera“. Danach folgten mit steigenden Steuereinnahmen zwar keine fetten, aber einigermaßen angstfreie Jahre.
Nun geht es wieder los, und im aktuellen Fall des Kulturraumes Oberlausitz-Niederschlesien nicht wegen der alles lähmenden Seuche. Denn das Gutachten zu Einsparmöglichkeiten bei den Theatern der Region wurde schon im Februar 2020 von den Gesellschaftern des Gerhart-Hauptmann-Theaters Görlitz-Zittau (GHT), zu denen die Beteiligungsgesellschaft des Landkreises Görlitz mbH, der Landkreis Görlitz sowie die Stadt Görlitz und die Stadt Zittau gehören, bei der Münchner Beratungsfirma actori in Auftrag gegeben.
„Wir haben schon Schubladen voller Gutachten“, wird in der Intendanz am GHT geflachst. Was auch für eine gewisse Dickfelligkeit, ein gewisses Stehvermögen spricht. Das letzte Papier von 2019 war nach Aufforderung durch die Gesellschafter sogar ein selbstgemachtes. Es kam allerdings zu dem Schluss, dass nach einem Dutzend Schrumpfrunden weitere Einsparungen nur durch...