18.2 Unsere Inhalte, unsere Formen
Erschienen in: Improvisationstheater – Die Grundlagen (10/2018)
Wenn sich ein unvoreingenommener Zuschauer heute Improvisationstheater anschaut, wird er vielleicht mit Überraschung feststellen, wie sehr sich die Shows doch ähneln. Ob in Berlin, Bielefeld oder Boston – Improtheater wird mit austauschbaren Show-Elementen aufgeführt. Das Aufwärmen des Publikums, die Präsentationsformen, der Zuschnitt der Comedy, selbst die Langformen ähneln sich. Das ist erstaunlich, denn Improvisationstheater unterliegt nur wenigen Zwängen: Wir sind unsere eigenen Autoren, unsere eigenen Schauspieler, Dramaturgen, Produzenten. Die Kosten sind selbst im Vergleich zu anderen Off-Produktionen lachhaft gering. Ich denke, dass die Ähnlichkeit der Aufführungen mit zwei Dingen zu tun hat.
Erstens bestechen die derzeit dominanten Formen des Improvisationstheaters durch ihre Effizienz: Keith Johnstone richtete den Fokus aufs Improvisieren an sich, entwickelte leicht spielbare, unterhaltsame Spiele und machte das Scheitern durch Formen wie Theatersport präsentabel, während die New Yorker und Chicagoer Schulen einfache Techniken fanden, wie sich in Langformen rasch Spiele destillieren lassen und wie man Comedy aus dem Moment heraus produzieren kann.
Zweitens sind Impro-Spieler, die zum großen Teil als Laien beginnen, oft nicht sonderlich experimentierfreudig. Das mag etwas erstaunlich klingen, und die meisten Improgruppen werden diese Zuschreibung empört von sich weisen, schließlich habe man ja grade vor ein paar Wochen eine ungeheuer innovative Langform erarbeitet. Aber wie...