Quelle 25: Telefonat zwischen K.H. und M.H. – Aufgezeichnet am 4.9.1988, 23.10 Uhr
von Knut Hirche und Marlies Hirche
Erschienen in: Lektionen 7: Theater der Dinge – Puppen-, Figuren- und Objekttheater (10/2016)
K: … könntest Du mir helfen, ich komme irgendwie nicht weiter. Storch fragte nach einem Beitrag für sein „Arbeitsbuch“, den ich auch vorhatte, aber bloß berichten, das interessiert mich nicht. Vielleicht kann man um die Frage kreisen, woher das Interesse an Müller …
[…]
K: … ich meine, bei uns hat sich doch ein bestimmter Stand der Erkenntnis über die Spezifik der Gattung getroffen mit dieser wahnsinnigen Sprache. Dachte, man könnte die Parallelität der jeweiligen Dichtheit kristallisieren. Das wäre vielleicht von Interesse.
M: Die Eignung der Sprache für Puppentheater?
K: Ja, das interessiert mich am meisten. […] die Puppe läßt keinen Naturalismus zu, erzwingt Dichtheit in Spielweise und Form. Das hängt mit dem Widerspruch von Bindung und Offenheit zusammen. Und in Müller-Texten ist das eben auch ganz stark, wie’s entsteht weiß ich nicht, aber von der Wirkung her steht Konkretheit heutiger/jüngster Geschichte im Material, im Gegensatz zur Unmöglichkeit von Interpretation. Dadurch wird der hohe Grad von Dichtheit deutlich. Das war bei den Bauern 1983 die Entdeckung für uns.
M: Das fordert Theater.
[…]
K: Für uns ist noch der permanente Wechsel von Illusion und Desillusion ein Versuchsfeld. Verbunden damit, und weil dem Puppenspiel immer etwas Demonstratives anhaftet, entstand die Frage:...