Sie ist eine ungewöhnliche Luise Miller. Ihre Mitwelt in Jo Fabians Inszenierung von „Kabale und Liebe“ am Staatstheater Cottbus scheint ihr völlig fremd. Das betrifft sowohl den ausladend kostümierten Adel mit seinen überkandidelten Gesten als auch ihre bürgerlichen Eltern in deren Mischung aus Unterwürfigkeit und Ressentiment. Die von Sophie Bock gespielte Luise will weder die schalen Rituale und Lügen der einen noch der anderen Klasse teilen. Sie steht auch mit ihrer direkten und reduzierten Spielweise für ein neues Prinzip, eine Zeit, die sich erst noch bildet. Ihr Monolog greift weit voraus in die Zukunft, blickt über die Trümmer der feudalen Welt hinaus. Im Hintergrund wird eine rote Fahne geschwenkt. Eine erstaunliche Akzentuierung der Figur, weder naiv noch unschuldig, sondern sich aus den Händeln der Welt zurücknehmend, bis ihre Stunde gekommen ist. Und die liegt im Möglichen, nicht dem Seienden.
Sophie Bock ist seit 2018 im Ensemble des Cottbusser Theaters. Die 1990 geborene und in Bamberg aufgewachsene Schauspielerin erzählt, wie es im Erstengagement mit vier Vorstellungen pro Woche ist. Und wie beglückend die Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen ist, die Erfahrungen haben, die teils noch in das Theater der DDR zurückreichen. Davon kann sie viel lernen, sagt Bock. Schon seit...