Hier ist alles Täuschung und Tarnung. Das fängt schon beim Bühnenbild von Katharina Philipp an, die einen riesigen Aktenschrank mit vielen gleich großen Türen entworfen hat, der sich nicht nur über die Rückwand, sondern auch über den Boden erstreckt, was für Verwirrung sorgt. Denn so ist unklar, wo oben und wo unten ist. Mit dieser Perspektivverschiebung wird ein Spiel getrieben – wie mit vielem anderen in dieser Inszenierung.
Die Szenerie passt zu Daniel Kehlmanns Roman „F“, den Clara Weyde im Theater am Alten Markt in Bielefeld kongenial auf die Bühne bringt. Die junge Regisseurin hat nach einem Studium an der Theaterakademie Hamburg unter anderem am HAU in Berlin, am Thalia Theater in Hamburg und am Theater Bremen inszeniert. Im vergangenen Jahr wurde sie für ihre Realisierung von B. Travens „Das Totenschiff“ mit dem Start-Off-Preis des Hamburger Theater Lichthof, der Hamburgischen Kulturstiftung und der Theaterakademie Hamburg ausgezeichnet.
Mit Dramaturgin Katrin Enders hat Weyde die Romanhandlung gestrafft. Sie lassen Schlenker in der Handlung aus, streichen Nebenfiguren und montieren den Text teilweise anders als im Buch. So konzentriert sich das Stück geschickt auf den Kern der Geschichte, auf die Katastrophe, die sich hier nach und nach anbahnt und aus der Sicht der Brüder...