Weg von den Metropolen, mitten im Bühnen-Bermuda-Dreieck zwischen Konstanz, Tübingen und Freiburg, da liegt das Zimmertheater Rottweil: das einzige professionelle Theater im Umkreis von 60 Kilometern. Momentan ist es auch deshalb etwas Besonderes, weil dort seit 2013/14 die Intendanten Peter Staatsmann und Bettina Schültke überregional beachtenswerte Arbeit leisten. Beide sind von großen Häusern, vom Deutschen Theater Berlin, von der Volksbühne und vom Residenztheater in München her bekannt. Bettina Schültke war Chefdramaturgin in Weimar, Peter Staatsmann Schauspielchef in Nordhausen.
Und jetzt Rottweil? Ja, warum nicht? Die Entscheidung, gemeinsam dorthin zu gehen, entstand nicht nur angesichts einer mittelfristigen Verortung von Beruf und Familie, sondern ermöglichte es auch, sich mit der „Rückkehr zu den Wurzeln des Theaters“, so Staatsmann, neu aufzustellen. Im örtlichen Abstand zu den Großbühnen entwickelten die beiden eine Programmatik, die auf Distanz geht zu den lärmenden, postdramatischen Hypes der Zentren: ein forderndes Theater des Nachdenkens, das Schauspieler und Texte ins Zentrum rückt. Zieldefinition: anspruchsvoll und unaufgeregt.
Schon der Start 2013 war außergewöhnlich: In einem der landesweit kleinsten Theater, dessen Domizil im Stockwerk über der Stadtbücherei etwa 100 Plätze bietet, ausgerechnet mit Goethes „Faust“ zu beginnen, noch dazu verdichtet auf drei Figuren, erfordert Chuzpe. Noch riskanter: Es folgte gleich im ersten...