... dann spielen plötzlich alle und alles mit
von Judith Kriebel
Erschienen in: Recherchen 114: Fiebach – Theater. Wissen. Machen. (06/2014)
I.
„Machen. Denken. (Ver)Zweifeln.“ Mein erster Gedanke: So ist es! Mein zweiter: Nein, doch nicht. Müsste es nicht eher heißen: „Denken. Zweifeln. Machen.“? Und dann weiter: „Zweifeln. Denken. Machen. Verzweifeln. Weitermachen.“? Oder doch eher: „Machen. Denken. Machen. Zweifeln. Machen. Zweifeln. Machen. Zweifeln …“ und ganz viel später erst wieder: „Denken.“?
Als ich im Oktober 1999 – post Fiebach – mein Studium am Institut für Theaterwissenschaften und Kulturelle Kommunikation an der Humboldt-Universität aufnahm, geisterte der Name Fiebach noch durch alle Seminarräume und Kursliteraturlisten. Heute, als Absolventin – und als ausgebildete Schauspielerin, als praktizierende Regisseurin und Dozentin gerate ich immer wieder, so scheint es mir, in diesen Strudel aus praktischer Theaterarbeit, theoretischer Reflexion und persönlichem Unbehagen, ohne dabei immer den Finger in die Wunde legen oder die berühmt-berüchtigte Frage nach dem Huhn und dem Ei wirklich beantworten zu können: Bestimmt die Reflexion über Theater mein Machen von Theater oder funktioniert die Sache eher andersherum? Oder gilt schlicht und ergreifend beides?
Das Denken und Sprechen über Theater in größeren Zusammenhängen ist seit meinem theaterwissenschaftlichen Studienabschluss zunehmend zugunsten des Sprechens und Nachdenkens über konkrete Projekte und Produktionen in den Hintergrund getreten, so will es mir scheinen. Nicht mehr um Fragen des Machens kreist die...