Arbeitsteilung
von Adolf Dresen
Erschienen in: Recherchen 93: Der Einzelne und das Ganze – Zur Kritik der Marxschen Ökonomie (05/2012)
Seit Hölderlin erscheint die Arbeitsteilung als ein Übel (Hyperion: „Handwerker siehst du, aber keine Menschen“56). Sie soll verschwinden, doch die Produktivität, deren Basis sie ist, soll bleiben. Marx wünscht die „Aufhebung der alten Teilung der Arbeit“; doch diese Teilung ist aufgehoben in ihrer gesellschaftlichen Integration. Arbeit ist eben darum gesellschaftliche, konstituiert menschliche Gesellschaft, weil die über die Individuen geteilte Arbeit nicht in den Individuen, sondern in der Gesellschaft integriert wird.
Im Kapitalismus gibt es zwei grundsätzlich verschiedene Integrationsformen geteilter Arbeit, die innerbetriebliche der Unternehmen und die überbetriebliche auf dem Markt. Die gesellschaftliche Teilung der Arbeit ist „Existenzbedingung der Warenproduktion, obgleich Warenproduktion nicht umgekehrt die Existenzbedingung gesellschaftlicher Arbeitsteilung. In der altindischen Gemeinde ist die Arbeit gesellschaftlich geteilt, ohne daß die Produkte zu Waren werden. Oder, ein näher liegendes Beispiel, in jeder Fabrik ist die Arbeit systematisch geteilt, aber diese Teilung nicht dadurch vermittelt, daß die Arbeiter ihre individuellen Produkte austauschen. Nur Produkte selbständiger und voneinander unabhängiger Privatarbeiten treten einander als Waren gegenüber.“57 „Das Produkt verwandelt sich überhaupt aus dem unmittelbaren Produkt des industriellen Produzenten in ein gesellschaftliches, in das gemeinsame Produkt eines Gesamtarbeiters, d. h. eines kombinierten Arbeitspersonals, dessen Glieder der Handhabung des Arbeitsgegenstandes näher oder ferner...