Der Körper spricht
von Viola Schmidt
Erschienen in: Mit den Ohren sehen – Die Methode des gestischen Sprechens an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch Berlin (04/2019)
Neben den Gesten werden physische Eigenschaften des Gegenübers wie Größe, Gewicht, Geruch oder Attraktivität wahrgenommen und beeinflussen das Kommunikationsverhalten dadurch, dass Bewertungen angestellt werden. Dazu gehören auch Alter, Geschlecht und Hautfarbe. Ähnlich verhält es sich mit Artefakten wie Kleidung, Parfüm, Sonnenbrille, die die Kommunikation in gewisser Weise stimulieren können. Einige physische Eigenschaften bilden sich im Stimmklang ab. So können Geschlecht und Alter eines Sprechers am Telefon meist gut bestimmt werden. Statur und Gewicht oder Habitus lassen sich mit einer relativ kleinen Fehlerquote voraussagen. Sogar über die Attraktivität von Sprechern am Telefon wollen Hörer Aussagen machen können.
Nonverbales Verhalten setzt sich aus vielen Komponenten zusammen. Gesten werden von Mimik begleitet. Der Körper spricht und ist damit ein Teil der Sprache, genauso wie sich Denken in Kategorien der Körperlichkeit vollzieht.
Unsere Körpersprache ist von Konventionen geprägt und von konkreten Kommunikationssituationen abhängig. Sie drückt aber auch unsere Individualität aus. Unser Körperverhalten wird auf der Grundlage unserer Gesamterscheinung, unserer Kleidung, unserer Bewegung, unseres Gesichtsausdrucks bewertet. Dazu gehören auch unser Blick, Geruch, unser Berührverhalten, Raumgefühl und Zeitempfinden. Wir schreiben dem eigenen Körperverhalten wie dem der anderen Bedeutung zu. Wir interpretieren vor dem Hintergrund der Gruppe von Menschen, mit der wir Werte, Überzeugungen, Geschichte und Sprache...