Theater der Zeit

Mit den Ohren sehen

Die Methode des gestischen Sprechens an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch Berlin

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Assoziationen: Dossier: Digitales Theater Viola Schmidt

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Vorwort

von Devid Striesow

Es war der letzte Unterrichtstag im ersten Jahr an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch. Wir waren voller neuer Eindrücke, tief verunsichert, und die anfängliche Euphorie war gänzlich verschwunden. Jedenfalls bei mir. Ich wusste nicht mehr, was das ist – spielen! Dabei schien es doch so einfach zu sein, am Anfang. Ich dachte, dass ich es kann. Es sollte während des Studiums nur noch perfektioniert werden, und dann war’s das. Und nun war das erste Jahr rum. Ich hatte zweimal die Woche das Fach Sprecherziehung bei einer gewissen Frau Doktor Schmidt und das Gefühl, dass ich nie wirklich wissen werde, was dieses verdammte GESTISCHE SPRECHEN überhaupt ist! Ich stand da, vor ihr, sie sah mich an, lehnte sich zurück und …

  • Einleitung

    „Es geht ums Hinsehen, begreifst du? Das ist das Wichtigste: Schau hin! Versteh die Leute. So schwer ist das nicht. Sie sind nicht kompliziert. Sie wollen nichts Ausgefallenes, nur will …

    von Viola Schmidt

Sprache als Zeichensystem – Sprechen als Handlung

  • Abb. 1 Organonmodell

    Karl Bühlers Organonmodell

    In dem von dem deutschen Sprachtheoretiker Karl Bühler 1934 erarbeiteten Kommunikationsmodell erkennen wir das Verhältnis von Sender, Empfänger und Gegenständen oder Sachverhalten, auf die sie sich gemeinsam beziehen (vgl. Abb.1). …

    von Viola Schmidt

    Foto: Philipp Kronenberg

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  • John L. Austin – Die Sprechakttheorie

    Aus der „Zur Theorie der Sprechakte“ betitelten Vorlesungsreihe „How to do things with Words“ des britischen Philosophen und Begründers der Sprechakttheorie John L. Austin erfahren wir, dass die Bedeutung von …

    von Viola Schmidt

  • Paul Watzlawick – Verhalten hat kein Gegenteil

    Paul Watzlawick war ein österreichisch-amerikanischer Kommunikationswissenschaftler, Psychotherapeut, Soziologe und Philosoph. Für ihn ist „menschliche Kommunikation ein Medium beschreibbarer Formen menschlicher Beziehungen.“3 Auch das sprachliche Zeichen betrachtet er unter diesem Aspekt. …

    von Viola Schmidt

  • Warum und wozu sprechen wir?

    Wenn der Weg zum anderen der einzige Weg zu sich selbst ist, wenn der Mensch nur über das Du zum Ich gelangt, wie Watzlawick andeutet, sprechen Menschen dann, um sich …

    von Viola Schmidt

Was ist gestisches Sprechen?

  • Was ist gestisches Sprechen?

    Die Methode des gestischen Sprechens, wie sie hier beschrieben wird, wurde an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch für die Arbeit mit Schauspielstudierenden im Fach Sprechen entwickelt. Herkömmliche Ausbildungsmethoden schienen …

    von Viola Schmidt

  • Der Brecht’sche Gestusbegriff

    In den 1920er Jahren hatte Bertolt Brecht begonnen, nach zeitgemäßen realistischen Theaterformen zu suchen. Er wollte dem Einfühlungstheater der bürgerlichen Gesellschaft die Darstellung sozialer Konflikte entgegensetzen. Vor diesem Hintergrund hat …

    von Viola Schmidt

  • Gestus und Geste

    Unser Verhalten ist dadurch geprägt, dass wir auf sehr verschiedene Weise Beziehungen zu anderen eingehen. Diese Tatsache lässt sich entwicklungsgeschichtlich begründen. Wir sind soziale Wesen, die in bestimmten Konstellationen aufeinander …

    von Viola Schmidt

Die Realität des Theaters – wofür bilden wir aus?

  • Das hervorrufende Sprechen

    Das hervorrufende Sprechen holt eine abwesende Wirklichkeit auf die Bühne, indem es Vorstellungen von dieser Wirklichkeit sprechend imaginiert. Wir finden diese Sprechweise im Botenbericht und in der Mauerschau. Vergangene oder …

    von Viola Schmidt

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  • Das formalisierte Sprechen

    Formale Mittel können eingesetzt werden, um zu zeigen, welchen Widerstand der Sprecher beim Sprechen in einer Spielsituation überwinden muss. So kann die Not des Boten, der unmittelbar aus der Schlacht …

    von Viola Schmidt

  • Das handelnde Sprechen

    Handelndes Sprechen verbindet sich mit hervorrufendem Sprechen. Durch ihre unterschiedlichen Handlungsmotive geraten die Figuren in einen Widerspruch zwischen Wollen und Können. Um diesen Widerspruch zu lösen, entwickeln sie Handlungsabsichten, die …

    von Viola Schmidt

  • Das moderierende Sprechen

    Das moderierende Sprechen als vierte Kategorie verzichtet nun ganz auf den dem Sprechen innewohnenden Handlungsaspekt. Der Text wird in den Vordergrund geschoben. Die Sprechhandlung wird vom Text abgekoppelt. Die Sprecher …

    von Viola Schmidt

  • Wir wollen glauben, was wir hören

    Wie gut es uns in der Ausbildung auch gelingt, die beschriebenen Sprechweisen zu entwickeln und miteinander zu verbinden, ein entscheidendes Kriterium bleibt die Glaubhaftigkeit. Die sinnliche Qualität von Behauptungen ist …

    von Viola Schmidt

  • Sprechen im digitalen Zeitalter

    Parrhesia können wir uns ausgehend vom Kommunikationsverhalten im digitalen Zeitalter fast nicht mehr vorstellen. Kommunikation scheint bezogen auf die immense Fülle an Informationen, auf die wir in immer kürzerer Zeit …

    von Viola Schmidt

Spielen

  • Spielen

    Die sprecherzieherische Arbeit mit Schauspielstudierenden braucht spielerische Situationen, die motiviertes und absichtsvolles, gerichtetes Verhalten mit Stimme und Sprache möglich machen und so zu freien und lustvollen Äußerungen führen. Wenn das …

    von Viola Schmidt

  • Wenn wir im Flow sind

    Flow bezeichnet ein schöpferisches Wohlbefinden, das nicht unbedingt an Inhalte, sondern vor allem an Aktivitäten gebunden ist. Der Theaterpädagoge und Schauspieler Dietmar Sachser hat den Theaterspielflow aus unterschiedlichen Perspektiven beschrieben. …

    von Viola Schmidt

  • Blockierungen erkennen und lösen

    Wie wir aus eigener Erfahrung wissen, sind uns Flow und Glück nicht immer vergönnt. Auch das selbstvergessene Spiel der Kindheit stockt, wo es als von außen betrachtet und bewertet wahrgenommen …

    von Viola Schmidt

  • Das Namenspiel

    Um eine Gruppe von Studierenden kennenzulernen und sie entdecken zu lassen, wie sie in Kontakt treten können, bevor das erste Wort gesprochen wird, lasse ich sie das Namenspiel spielen. Wir …

    von Viola Schmidt

Sprechen aus der Körpermitte

Die Sprechatmung

  • Abb. 10 Zwerchfellbewegungen

    Die Sprechatmung

    Um es vorwegzuschicken: Ich bin keine Liebhaberin von isolierten Atemübungen, gleichwohl untersuche ich im Unterricht die physiologischen Abläufe der Atmung in ihrer individuellen Ausprägung. Die Sprechatmung betrachte ich einerseits vor …

    von Viola Schmidt

    Foto: Philipp Kronenberg

  • Wie wir dem Text Leben einhauchen

    Der Atem der Schriftsprache ist nicht der Atem lebendiger Sprechsprache. Gedankliche Sinnschritte ausschließlich an Satzzeichen festzumachen und entsprechend mit Atempausen abzuteilen, mag für Sachtexte legitim sein. Schauspielern wollen wir die …

    von Viola Schmidt

  • Atemreflexe nutzen – zu Luft kommen

    Um ein ausbalanciertes Verhältnis zwischen Ein- und Ausatmung in Abhängigkeit von der mentalen und körperlichen Grundspannung zu beschreiben, führten Horst Coblenzer und Franz Muhar den Begriff der Atemmittellage ein. „Die …

    von Viola Schmidt

  • Das Spiel mit Impulsen

    Wir stehen im Kreis und klatschen in Richtung auf den Spielpartner neben uns in die Hände, um ihn aufzuwecken. Ein möglicher Untertext wäre: „Jetzt werde mal wach und wecke den …

    von Viola Schmidt

Das Phänomen Stimme

  • Das Phänomen Stimme

    Wie die Sprache ist die menschliche Stimme mehrdimensional. Um ihre Komplexität wahrzunehmen und zu verstehen, sollten wir sie auch aus unterschiedlichen Perspektiven betrachten. Aus physiologischer Sicht sei zunächst ein Blick …

    von Viola Schmidt

  • Wie Stimmklang entsteht und uns verlässt

    Betrachten wir die menschliche Stimme als physikalische Größe, so ist sie als Schall beschreibbar, der sich als zusammengesetzte periodische Schwingung in Form einer Längswelle im Raum ausbreitet. Schallwellen sind aufeinanderfolgende …

    von Viola Schmidt

  • Lustvolles Sprechen

    Die primäre Funktion des Kehlkopfes, die darin besteht, Nahrungsaufnahme und Atmung zu entkoppeln, kann die freie Stimme sowohl hindern als auch befördern. Durch das komplexe Wirken von Muskeln wird das …

    von Viola Schmidt

  • Stimme im postdramatischen Theater

    Was passiert aber mit den Stimmen, wenn Figuren und dramatische Handlung in den Hintergrund treten oder ganz verschwinden? Die rasanten Entwicklungen unserer Zeit machen vor den Künsten nicht halt, scheinen …

    von Viola Schmidt

  • Die Materialität der Stimme

    Ein kleiner Exkurs zur historischen Entwicklung der Betrachtungsweisen des Phänomens Stimme sei an dieser Stelle gestattet. In jeder Gesellschaft findet sich ein vorherrschendes Verständnis davon, welche Verhaltensweisen angemessen sind. Bezogen …

    von Viola Schmidt

  • Fremde Sprachen klingen anders

    Auch fremde Sprachen lassen unserer Wahrnehmung Luft, etwas anderes zu entdecken als den durch Wortbedeutungen übertragenen Sinn. Die Begegnung mit fremdsprachigem Theater führt zu einem solchen Effekt. Vergleichen wir Aufführungen …

    von Viola Schmidt

  • Wie wir Resonanzräume nutzen

    Situativ ausgelöste innere Bewegungen brauchen einen Raum. Sie erfassen Atem und Stimme in unserem Körper, die Luftmoleküle des unseren Körper begrenzenden Raumes und den Körper unserer Spielpartner und Zuhörer. Denken …

    von Viola Schmidt

  • Impedanz – der Widerstand des Raumes

    Zur Resonanz gehört die Impedanz. Unter Impedanz versteht der Sprecherzieher Egon Aderhold neben dem Widerstand, den das Ansatzrohr auf den Kehlkopf ausübt, vor allem den Widerstand des Raumes, in dem …

    von Viola Schmidt

Wahrnehmung

  • Wahrnehmung

    Um die Stimme wahrzunehmen, müssen wir sie zunächst hören können. Während unsere visuelle Wahrnehmung auf Objekte in unserem Blickfeld beschränkt ist, eröffnet das Hören eine zusätzliche Wahrnehmungsdimension im Raum. Wir …

    von Viola Schmidt

  • Abb. 15 Maluma Takete

    Wie unsere Sinne zusammenarbeiten

    Wir sehen, hören, schmecken, riechen, fühlen, erleben den Raum in uns wie den Raum um uns herum. Unsere Sinne arbeiten zusammen. Multisensorische Interaktion ist eine Fähigkeit, die unser Überleben sichert. …

    von Viola Schmidt

    Foto: Philipp Kronenberg

  • Wie wir Wahrnehmungsreize verarbeiten

    Wir sollten uns an dieser Stelle ein ungefähres Bild davon machen, wie unser Gehirn aufgebaut ist und wie es Sinnesreize verarbeitet. Unser Zentralcomputer besteht aus Großhirn, Zwischenhirn, Kleinhirn und Stammhirn. …

    von Viola Schmidt

  • Abb. 16 Hermann-Gitter (links), Abb. 17 Hasen-Enten-Kopf (rechts)

    Wahrnehmungstäuschungen

    Eingehende Wahrnehmungsreize werden zerlegt, analysiert und wieder zusammengesetzt. Durch Spezialisierung gelingt es unserem Gehirn, unterschiedliche Sinneseindrücke zeitgleich zu verarbeiten. Modulare Einzelinformationen werden zu einem Gesamterleben verbunden. Die Module stehen in …

    von Viola Schmidt

    Foto: Philipp Kronenberg

  • Das Spiel mit den Akzenten

    Das Wissen um die zeitlichen Abläufe bei der Verarbeitung neuer Sinnesreize und Informationen ist hilfreich und führt zu nachhaltigen Ergebnissen, setzt aber eine gewisse Flexibilität und Wachheit auch bei Lehrenden …

    von Viola Schmidt

  • Aufwärmen erhöht die Wahrnehmungsfähigkeit

    Ein gutes Aufwärmtraining besteht darin, sich sowohl körperlich als auch mental vorzubereiten. Im Sport schützt das Warm-up vor Verletzungen. Durchblutung und Stoffwechsel werden angeregt, um die Muskulatur ausreichend zu versorgen. …

    von Viola Schmidt

Gedanken und Gefühle ausdrücken

  • Gedanken und Gefühle ausdrücken

    Wir können Gedanken und Gefühle in der Stimme und Sprechweise abbilden. Konventionen und die mit ihnen einhergehenden Blockierungen schränken die emotionale Durchlässigkeit manchmal ein. Findet emotionale Spannung keinen Ausdruck, sucht …

    von Viola Schmidt

  • Gefühle und Emotionen

    Die modernen Neurowissenschaften unterscheiden zwischen Emotionen und Gefühlen. Der portugiesische Neurowissenschaftler Antonio Damasio beschreibt Emotionen als Ausdruck des Körpers, Gefühle als mentale Phänomene. Emotionen sind sichtbar. Sie beeinflussen die Mimik …

    von Viola Schmidt

  • Emotionen und Verhalten

    Für die sprecherzieherische Arbeit mit Schauspielstudierenden erscheint es mir zunächst wichtig, emotionalen Ausdruck bei sich und anderen wahrnehmen zu können. Bezogen auf die Eigenwahrnehmung arbeite ich vor allem am Verhältnis …

    von Viola Schmidt

  • Privat oder persönlich

    Es bleibt nicht aus, dass auch in einer offenen und lustvollen Arbeitsatmosphäre bei Studierenden starke Emotionen und Gefühle ausgelöst werden, die sie nicht erwartet hatten. Manchmal ist es nur ein …

    von Viola Schmidt

Nonverbales Verhalten

  • Nonverbales Verhalten

    Sprechen ist ein Teil unseres Kommunikationsverhaltens. Aber wir kommunizieren auch, wenn wir nicht sprechen. Unser Körper sendet ständig Signale aus, mit denen er auf die Umwelt reagiert und die von …

    von Viola Schmidt

  • Gestische Ausdrucksmittel

    In einer Kommunikationssituation, in der Sprecher und Hörer körperlich anwesend sind, nehmen die Kommunikationspartner die Körper der anderen wahr. Das betrifft die Körperhaltung von offensiv bis defensiv und die Körperspannung …

    von Viola Schmidt

  • Lexikalisierte Gesten

    Lexikalisierte Gesten und Embleme können für sich stehen und Sätze oder Wörter ersetzen. Denken wir an die Money-Geste, das Aneinanderreiben von Daumen und Zeigefinger. Werden Daumen und Zeigefinger zu einem …

    von Viola Schmidt

  • Spannung abbauende Gesten

    Adaptoren stellen Spannung abbauende Gesten dar und kommen meist als Handgriffe am eigenen Körper, als das Berühren von Teilen des Gesichts oder der Haare daher. Sie zeigen sich aber auch …

    von Viola Schmidt

  • Beschreibende Gesten

    Beschreibende Gesten werden als Illustratoren bezeichnet. Sie ahmen Handlungen nach, wie den torkelnden Gang des Kollegen, der zu tief in die Flasche geschaut hat, oder sie beschreiben die Form, Größe …

    von Viola Schmidt

  • Zeigegesten

    Zeigegesten verweisen auf tatsächliche oder vorgestellte Objekte, Personen, Sachverhalte oder auch Ideen in realen und imaginierten Räumen. Sie können mit vielen Körperteilen ausgeführt werden. Sie sind zielgerichtet und für die …

    von Viola Schmidt

  • Der Körper spricht

    Neben den Gesten werden physische Eigenschaften des Gegenübers wie Größe, Gewicht, Geruch oder Attraktivität wahrgenommen und beeinflussen das Kommunikationsverhalten dadurch, dass Bewertungen angestellt werden. Dazu gehören auch Alter, Geschlecht und …

    von Viola Schmidt

Prosodie – sprecherische Mittel

  • Prosodie – sprecherische Mittel

    Ein wesentliches Merkmal nonverbalen Verhaltens ist die Parasprache. Dazu gehören alle nichtsprachlichen Äußerungen wie Schlucken, Räuspern, Schnalzen usw. einerseits und prosodische Mittel andererseits. Der Begriff der Prosodie wird in der …

    von Viola Schmidt

  • Akzentuierung

    Akzentuierungen betreffen den Wortakzent und Haupt- und Nebensatzakzente innerhalb eines gesprochenen Gedankens. Verändern wir den Wortakzent in dem Wort umfahren, verändert sich die Bedeutung des Wortes in kontextuellem Zusammenhang. Wir …

    von Viola Schmidt

  • Rhythmus

    Die rhythmische Gliederung des Sprechens ist von der jeweiligen Sprache abhängig. Die deutsche Sprache ist rhythmisch sehr auffallend gegliedert durch das Neueinsetzen der Vokale am Wort- und Silbenanfang und die …

    von Viola Schmidt

  • Sprechmelodie

    Die Sprechmelodie bewegt sich während des Sprechens. Monotone Melodieverläufe nehmen wir als Leiern wahr. Dabei kann es sich um Sprechgewohnheiten handeln oder darum, dass Inhalte ohne oder mit zu kleinen …

    von Viola Schmidt

  • Sprechgeschwindigkeit

    Die Suche nach dem Gestus entscheidet darüber, welche sprecherischen Mittel ihn tragen sollen. Das betrifft auch Sprechgeschwindigkeit und Lautstärke. Dass das äußere Tempo nie höher sein sollte als das innere, …

    von Viola Schmidt

  • Lautstärke

    Einen der ersten Grundsätze, den ich mir als Berufsanfängerin von meinem Mentor hinter die Ohren schreiben lassen musste, hieß: Sei mit der Stimme nie lauter als mit dem Körper! Ich …

    von Viola Schmidt

  • Stimmklang und Gestus

    Stimmklang reduziert Stimmdruck. Das Wechselspiel der sprecherischen Mittel kann sich auf diese Weise günstig auf das gestische Sprechen auswirken. Doch Vorsicht! Zu viel Klang kann den sozialen Gestus verdecken. Dass …

    von Viola Schmidt

Wie kommt der Mensch zur Sprache?

  • Wie kommt der Mensch zur Sprache?

    „Der Mensch ist nur Mensch durch Sprache; um aber Sprache zu erfinden, müsste er schon Mensch sein“, so Wilhelm von Humboldt in seiner ersten Rede vor der Berliner Akademie der …

    von Viola Schmidt

  • Der Spracherwerb

    Der Spracherwerb beginnt im Mutterleib. Etwa ab der 22. Schwangerschaftswoche sind die Gehörgänge des ungeborenen Kindes so weit ausgebildet, dass es akustische Eindrücke wie die Körpergeräusche und die Stimme der …

    von Viola Schmidt

  • Die Fähigkeit zur Kooperation

    Für den Primatenforscher, Entwicklungs- und Kulturpsychologen Michael Tomasello ist die menschliche Kommunikation eine Anpassungsleistung, die soziale Interaktion und Kooperation als Überlebensvorteil nach dem Motto „helfe ich dem anderen, helfe ich …

    von Viola Schmidt

  • Das Klangballspiel

    Ein Spiel mit den prosodischen Eigenschaften der Sprache könnte folgendermaßen aussehen: Eine Gruppe von Studierenden steht im Kreis. Körperliche und stimmliche Äußerungen können von ihnen frei gewählt werden, um Gegenstände, …

    von Viola Schmidt

  • Dreiecksbeziehungen

    Sprechen beruht auf einem Dreiecksverhältnis. Sprecher richten sich an Hörer und beziehen sich dabei auf etwas, z. B. einen Gegenstand oder einen Sachverhalt. Sprecher und Hörer können mit ihrer Aufmerksamkeit …

    von Viola Schmidt

Sprechen und Denken

  • Sprechen und Denken

    Unsere Haltung zur Welt drücken wir in unserem Verhalten aus. Sprechen ist Teil unseres Verhaltens. Sprechen ist Ausdruck unseres Denkens. Unser Denken drückt unsere Gefühle aus oder unterdrückt sie, was …

    von Viola Schmidt

  • Der Körper denkt mit

    In der Regel haben wir ein ausgesprochen feines Gespür dafür, dass in unserer Muttersprache etwas nicht stimmt. Wie kommt es dazu? Wenn es etwa darum geht, ob das Wasser aus …

    von Viola Schmidt

  • In Metaphern denken

    Unsere Fähigkeit, Metaphern zu bilden, zeigt, dass wir auf der Grundlage unserer Erfahrungen über Neues nachdenken können. Wir entdecken Verbindungen zwischen uns bekanntem und unbekanntem Wissen und bauen uns gedankliche …

    von Viola Schmidt

  • Denken wir in anderen Sprachen anders?

    Die Frage, ob Menschen in einer anderen Sprache anders denken, beschäftigt nach wie vor die Wissenschaft. Die Idee vom sprachlichen Determinismus, wonach die Sprache, in der wir sprechen, unsere Art …

    von Viola Schmidt

Die Artikulation – das Denken ordnen

  • Die Artikulation – das Denken ordnen

    Beim physiologischen Vorgang der Lautbildung werden die am Sprechen beteiligten Organe neuromuskulär bewegt. Wir koordinieren die Abläufe von Atmung und Stimmerzeugung mit den Bewegungen der Artikulationsorgane. Dabei findet auch eine …

    von Viola Schmidt

  • Aussprachestandards der deutschen Sprache

    Die Arbeit an der Aussprache orientiert sich an den Regeln der deutschen Standardaussprache. „Aussprachestandards sind Externalisierungen von Normen sprachlichen Verhaltens.“153 Die Abteilung Sprechwissenschaft und Phonetik am Institut für Musik, Medien- …

    von Viola Schmidt

  • Abb. 18 Vokalviereck

    Die Vokale

    Die 16 Vokalphoneme der deutschen Sprache unterscheiden sich je nachdem, ob sie kurz oder lang gesprochen werden, in ihrer Quantität. Ihre Qualität ergibt sich aus der Spannung, mit der sie …

    von Viola Schmidt

    Foto: Philipp Kronenberg

  • Die Konsonanten

    Konsonanten sind Mitlaute. Der ausgeatmete Luftstrom muss ein artikulatorisches Hindernis überwinden. Die deutsche Sprache kennt 21 Bedeutung unterscheidende Konsonantenphoneme. Die Konsonanten werden je nach ihrer Artikulationsart als Frikative /f/, /v/, …

    von Viola Schmidt

  • Koartikulation und Synkinese

    Die Bildung der Konsonanten im fortlaufenden Sprechen ist eine Höchstleistung an Koordination. Die Konsonanten ordnen unsere Gedanken, und unsere Denkbewegungen werden hörbar. Aus der Sprechspannung, mit der die Konsonanten artikuliert …

    von Viola Schmidt

  • Artikulation und Mienenspiel

    Unser Mienenspiel ist ein wichtiges nonverbales Ausdrucksmittel. Es ist Teil der gestischen Äußerung und spiegelt unser Denken, Fühlen, Handeln und Erleben. Die Mimik korrespondiert mit dem Körper, der Atmung, der …

    von Viola Schmidt

  • Phonostilistische Varianten

    Die Standardaussprache weist phonostilistische Differenzierungen auf. In verschiedenen Kommunikationssituationen wird unterschiedlich genau artikuliert. Die Dynamik der sprecherischen Äußerung beeinflusst die Artikulationspräzision. Da die Artikulation Mittel der schauspielerisch-gestischen Äußerung ist, sollte …

    von Viola Schmidt

  • Aussprachekorrekturen

    Die Regeln der deutschen Standardaussprache weisen einige Besonderheiten auf. Da nicht alle Sprecher diese Feinheiten habitualisiert haben, muss der Sprechunterricht manchmal etwas nachhelfen. Es handelt sich weniger um Aussprachefehler als …

    von Viola Schmidt

  • Ausgewählte Übungen

    Am Anfang der Begegnung findet so etwas wie eine allmähliche Bestandsaufnahme statt. Durch spielerische Nachahmung probieren wir unterschiedliche Optionen zur Bildung der Laute und ihrer Verbindungen aus. Es geht darum, …

    von Viola Schmidt

  • Die Artikulationsorgane

    Das Zusammenwirken der Artikulationsorgane ist an unser Denken, Empfinden und Handeln gebunden. Artikulieren ist ein gesamtkörperlicher Vorgang. Artikulationsübungen trainieren also immer auch andere Funktionskreise des Sprechvorgangs. Dessen sollten wir uns …

    von Viola Schmidt

  • Der gelöste Kiefer

    Um Vokale zu bilden, müssen wir den Mund öffnen, das heißt den Unterkiefer lösen. Der Unterkiefer ist der einzige bewegliche Knochen unseres Schädels. Er ist mit dem Oberkiefer gelenkig verbunden …

    von Viola Schmidt

  • Das aufgespannte Gaumensegel

    Der Oberkieferknochen ist mit dem Schädel verwachsen und kann lediglich durch die Nacken- und Halsmuskulatur im Kopfgelenk bewegt werden. Der obere Zahndamm und der harte Gaumen bilden als Teile des …

    von Viola Schmidt

  • Die bewegliche Zunge

    Zwischen dem weit aufgespannten Rachen und Gaumen und dem gelösten Kiefer bewegt sich die Zunge. Sie verändert durch ihre Gestalt die Vokalklänge und ermöglicht die Konsonantenbildung. Neun Muskeln bewegen unsere …

    von Viola Schmidt

  • Der weite Rachen

    Der Rachen verbindet den Mund- und Nasenraum mit dem Kehlkopf. Er transportiert sowohl Luft als auch Nahrung und ist somit Teil des Atem- und des Verdauungssystems. Der aufrechte Gang hat …

    von Viola Schmidt

  • Die schwingungsfähigen Mundlippen

    Die Bewegungen der Mundlippen können wir durch gezieltes Ansprechen der Ringmuskulatur trainieren. Wir bieten unserem Spielpartner einen Kussmund und anschließend ein Lächeln bei geschlossenem Mund an. Dabei versuchen wir, den …

    von Viola Schmidt

Die Sprechweise

  • Die Sprechweise

    Wir artikulieren unsere Gedanken in Lauten und Lautverbindungen, die an Bedeutung gebunden sind. Wie wir die Laute realisieren, lässt einen gewissen Spielraum zu, ohne dass die an den Laut oder …

    von Viola Schmidt

  • Strukturierte Prosa – die Lenznovelle

    In der strukturierten Prosa begegnen uns stilistische Figuren, die dem Text eine Form geben, welche den Inhalt und die Erzählweise unterstützt. Der Anfang der Novelle „Lenz“ von Georg Büchner ist …

    von Viola Schmidt

  • Gebundene Sprache

    Rhythmisches Sprechen, das einem Metrum folgt und in Takte untergliedert ist, könnte sich aus gegliederten Arbeitsabläufen, dem rituellen Tanz und Gesang entwickelt haben. Es stellt eine besondere Form der Kommunikation …

    von Viola Schmidt

  • Wie wir Verse erkennen

    Versdichtung erkennen wir am Schriftbild. Gegliederte Wortfolgen sind manchmal in Strophen, immer in Zeilen gesetzt. Jede Zeile entspricht einem Vers. Versus leitet sich vom lateinischen Wort vertere her, was umwenden …

    von Viola Schmidt

  • Metrische und sinngebende Takte

    Gleichbleibende Rhythmen langweilen uns relativ schnell. Nehmen wir sie in der Natur wahr, kann das eintönige Rauschen des Regens oder das Plätschern eines Brunnens uns sogar schläfrig machen. Mit gleichbleibenden …

    von Viola Schmidt

  • Versfuß und Versmaß

    Grundsätzlich unterscheiden wir zweisilbige und dreisilbige Takte. Zweisilbige Takte können mit einem Auftakt wie in dem Wort Getier oder ohne einen Auftakt wie in dem Wort Tiere beginnen. Im ersten …

    von Viola Schmidt

  • Verse sprechen – Ein gleiches

    Freiere Versformen setzten sich zunehmend durch. Am 6. September des Jahres 1780 schrieb Goethe ein Gedicht auf die Bretterwand einer Jagdhütte im Thüringer Wald. Wir werden auch noch an anderer …

    von Viola Schmidt

  • Syntaktische Gliederung im Vers

    Verse sind gerahmte Texte, die vielen Regeln folgen und einige Freiheiten gewähren. Der Schluss einer Verszeile wird als Kadenz bezeichnet. Männliche bzw. weibliche Kadenzen zeigen an, dass die Verszeile mit …

    von Viola Schmidt

  • Das Enjambement

    Mit dem Enjambement oder Zeilensprung überspringt der Satz die Zeilengrenze. Der rhythmische Abschluss der Verszeile fällt mit dem syntaktischen Abschluss nicht zusammen. Die Syntax befreit sich aus dem Korsett des …

    von Viola Schmidt

  • Inversionen

    Inversionen kehren die übliche Stellung der Satzglieder um. Einschübe und Satzabbrüche, Enjambements und Zäsuren strukturieren die Gedanken und kreieren die Sprechsituation. Dazu gehört auch das Versetzen des Punktes in das …

    von Viola Schmidt

Die Arbeit am künstlerischen Text

  • Die Arbeit am künstlerischen Text

    Ein auf der Bühne gesprochener Fremdtext kann in verschiedenen Spielsituationen verschieden verstanden werden, ohne dass sein Inhalt sich ändert. Das enthebt uns nicht der manchmal mühevollen Arbeit, ihn aus der …

    von Viola Schmidt

  • Erlesen des Textes

    Die Arbeit am künstlerischen Text beginnt zunächst damit, den Text zu lesen und ihn zu verstehen. Wir probieren, den Inhalt der Wörter und Sätze zu erschließen und zu begreifen, was …

    von Viola Schmidt

  • Wie wir mit dem Text in einen Dialog treten

    Die Begegnung mit dem künstlerischen Text lässt sich noch aus einer anderen Perspektive betrachten. Das Lesen ist eine zielorientierte sprachliche und kreative Handlung, ein kommunikativer Vorgang. Wir wollen den Text …

    von Viola Schmidt

  • Odysseus/Penthesilea/Kleist

    Kleists Drama aus dem Jahre 1808 thematisiert Liebe als Kampf der Geschlechter. Die im Blankvers verfasste Tragödie ist wie Homers „Ilias“ in 24 Auftritte gegliedert. Um mit der Arbeit an …

    von Viola Schmidt

  • Sprechhandlungen durchsetzen

    Wir untersuchen die Konzepte und Schemata, die dem Text zugrunde liegen. In seiner Antwort informiert Odysseus zunächst über die strategische und seine persönliche Situation. Es geht schlecht. Damit appelliert er …

    von Viola Schmidt

  • Die Sprache aushören

    Die Sprache ist lautmalerisch. Den Stecken ergreifen, die Wolken rütteln, mit Donnerkeilen wettern – das sind starke sprachliche Bilder mit einer Fülle von Plosivlauten. Wir untersuchen die rhythmische und klangliche …

    von Viola Schmidt

  • Fabulieren

    Um den Anfang des Textes so zu erzählen, dass sowohl Spielpartner als auch Zuhörer verstehen, worum es geht, müssen wir die Geschichte gleichsam von hinten aufrollen, das heißt, wir holen …

    von Viola Schmidt

  • Begleitende Übungen und Spiele

    Um das Denken und Verhalten der Studierenden in den Körper zu führen, stehen uns Versatzstücke aus den in den vorhergehenden Kapiteln beschriebenen Übungen und Spielen zur Verfügung. Das kann einerseits …

    von Viola Schmidt

  • Der Gestus der Kleist’schen Sprache

    In seinem Aufsatz „Über die allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Reden“ beschreibt Heinrich von Kleist Sprechen als lautes Denken: „Die Reihen der Vorstellungen und ihrer Bezeichnungen gehen nebeneinander fort, und …

    von Viola Schmidt

  • Versmaß und Aussprache nutzen

    Selbstverständlich begleiten Hinweise zur Aussprache die Textarbeit. Sie sind zunächst weniger als Korrektiv gedacht, als dass sie anregen sollen, das gestische Potenzial der Sprache zu untersuchen. Das schließt das Auffinden …

    von Viola Schmidt

  • Anmerkungen

    1Karl Bühler: Sprachtheorie, Stuttgart 1999, S. 52. 2Vgl. John L. Austin: Zur Theorie der Sprechakte (How to do things with Words), Leipzig 1986, S. 29. 3Paul Watzlawick, Janet H. Beavin …

  • Literaturverzeichnis

    Abramović, Marina: Durch Mauern gehen, München 2016 Achleitner, Friedrich: KAAS Dialektgedichte, Salzburg, Wien 1991 Aderhold, Egon: Sprecherziehung des Schauspielers, Berlin 1984 Aderhold, Egon/Wolf, Edith: Sprecherzieherisches Übungsbuch, Berlin 2009 Am Anfang …

  • Über die Autorin

    Viola Schmidt, geboren 1958 in Berlin, studierte Sprechwissenschaft und Germanistik an der Philosophischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, wo sie 1985 mit einer Arbeit zur Sprechwirkungsforschung promoviert wurde. Von 1984 bis …