Das Performancekollektiv SIGNA kreuzt Dante mit Pornografie. Es kreiert in einem mit viel Liebe zum Detail und ebenso großer Lust am Schund ausgestatteten Nachtclub eine poröse Wahrnehmungsmatrix, die Provokationen wie Banalitäten hervorbringt. Ein zwiespältiges Immersionsexperiment.
Dass man vom rechten Wege abkommen muss, um in die Hölle zu steigen, wusste bereits Dante. „Auf halbem Weg des Menschenlebens fand / Ich mich in einen finstern Wald verschlagen / Weil ich vom rechten Weg mich abgewandt“, beginnt er (in der Übersetzung von Carl Streckfuß) seine „Göttliche Komödie“. So leitet auch SIGNA das Vorspiel zu seinem „Club Inferno“ ein. Halbnackte Frauen in Pelz raunen die Verse im düster ausstaffierten Pavillon der Volksbühne. Zutritt erhält nur, wer sich durch davor lagernde Obdachlose hindurchgekämpft hat, die sich verächtlich über die „ganze Kunstscheiße hier“ äußern. In dieser Matrix von Ordnung – die Eintrittskarte wird beim Pavillonbesuch geprüft – und Auflösung der Ordnung, von Dominanz – durch die sich teils als Zuchtmeister gebärdenden Performer – und Rebellion – eben gegen diese Zuchtmeister – spielten sich auch die folgenden Stunden im eigentlichen „Club Inferno“ ab.
In einem Gewerbehof in Berlin-Wedding mit buntem Mix aus Autoschlossern und Zahntechnikern, Geigenbauern und Werbemenschen empfängt ein schmierig wirkender Impresario. Er ist Clubbesitzer Herbert...