Ein Fragezeichen, der Mann. Krumm ist er, seltsam hart und weich zugleich. Ein Wesen aus Gummi, aus Draht? So jedenfalls biegt sich Iwanow anfangs gegen den eisernen Vorhang. Das Saallicht ist noch an, den Besuchern, die nach ihren Plätze suchen, kehrt er den Rücken zu. Auf der anderen Seite des Vorhangs klimpert jemand Franz Schubert. „Fremd bin ich eingezogen“: Tja, ist das nun zum Lachen naheliegend oder zum Weinen wahr? Schon hier, in den ersten Minuten, eröffnet Luc Bondy das Ratespiel – oder sollte man sagen: den Tanz – zwischen Komödie oder Tragödie. So wie Iwanow da am Eisernen steht, weiß man jedenfalls: Der Mann zieht fremd auch wieder aus. Nur dass Iwanow, anders als Schuberts Wanderer, am Ende nie weggewesen sein wird, und auch da war er immer nur halb. Es gibt nur einen Ort für ihn, die gähnende Langeweile dieser namenlosen Provinzstadt, und auch hier kommt er nie an. Iwanow, der ewige Zaungast.
Auf sein eigenes Leben guckt Iwanow wie auf seine Nachbarn, die reichen Lebedews, wie auf den jungen Landarzt Lwow (Yannik Landrein), der nimmermüde behauptet, ein guter Mensch zu sein, wie auch auf seine sterbende Frau Anna (Marina Hands): von außen. Das Gefühl dafür, die Verbindung...