Ein Chamäleon wechselt die Perücke
Dialektik nannte man das damals
„Wir haben das Beste uns’rer Zeit gesehen“
Rinnstein und plebejischer Zug
Ein Schrei in die verkommene Landschaft
Goyas Hund, neulich im Traum
Es ist lange her, fast ein halbes Jahrhundert, als ich Christian Grashof auf meinen Schultern über die Bühne des Deutschen Theaters trug. Das Stück hieß „Die Kipper“ und war von Volker Braun. Es ist ebenso untergegangen wie das gesamte Zeitalter, in dem es damals spielte. Es war das Zeitalter zwischen einer verordneten Utopie und einer real existierenden Bürokratie. Dieses „Dazwischen“ war ein ganz einmaliges Spannungsfeld, und in diesem spielte Chris – in Georg Büchners „Dantons Tod“ – den Danton und den Robespierre gleichzeitig. Es war eine unerhörte Glanzleistung schauspielerischer Verwandlung – mit den einfachsten und zugleich subtilsten Ausdrucksmitteln. Chris schwebte wie eine filmische Überblendung von Figur zu Figur, beide gleichzeitig einander ähnlich und doch weit voneinander entfernt. Dabei unablässig auf der Spur, zwischen Lebensgier und Rationalismus hin und her jagend. Ein Chamäleon, das, seine Perücke wechselnd, sämtliche Revolutionstheorien in den Orkus stieß, in der Erkenntnis, dass der geringste Schmerz die Welt in Frage stellt. Nie hat solches ein anderer Schauspieler wiederholt oder wiederholen können.
Revolution zu machen, ist...