Ich weiß heute nicht mehr, woher ich damals kam. Jedenfalls fuhr der ICE über Kassel. Ein sympathisch wirkender junger Mann mit Baseballmütze setzte sich im Zugbistro neben mich. Patrick Schlösser. Die Überraschung war groß. Ewigkeiten waren vergangen, seit wir uns das letzte Mal gesehen hatten. In der grauen Vorzeit der neunziger Jahre hatten wir bei Einar Schleefs „Salome“-Inszenierung in Düsseldorf mitgewirkt. Patrick als Assistent, ich als Dramaturg. Ein aventure, das verbindet. Inzwischen ist Patrick Oberspielleiter in Kassel. Wir verabredeten uns zu einem ausführlichen Austausch in Berlin und trafen uns Anfang April Nähe Nollendorfplatz beim Italiener.
Es hat immer etwas Seltsames, wenn sich zwei Menschen, die einmal zusammen Theater gemacht haben, nach einer Weile wieder begegnen. Das Medium zeichnet aus, dass im Gegensatz zur bildenden Kunst oder selbst zum Film nichts Greifbares zurückbleibt. Patrick findet das gut: „Was überdauert, ist die gemeinsame Zuwendung zum Theater, zu den Erzählformen. Es ist etwas Immaterielles, was bleibt. Man übt sich im Erinnern. Theater bleibt Erinnerung. Das ist auch etwas Schönes.“
Anfang April war ich auf dem 80. Geburtstag von Roberto Ciulli in Mülheim. Anfang der neunziger Jahre hatte ich die Truppe nach Chicago und Lateinamerika begleitet. Es entzieht sich der Beschreibbarkeit, wie dort...